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Periode 4283 — 4522.
begab. Zu Rom gab Ladislaus glänzende Beweise seiner gesammel-
ten Kenntnisse. In Gegenwart des Papstes und der Cardinäle hielt er
eine Rede mit solcher Anmuth, Beredsamkeit und Würde, daß jeder den
hoffnungsvollen Fürsten bewunderte, und seinen trefflichen Geistesgaben
hohes Lob ertheilte. Auf der Tiber-Brücke zu Nom schlug der Kaiser sei-
nen Neffen zum Ritter. Doch dieses alles machte auf die ehrgeitzigen
Gegner keinen Eindruck. Sie hatten heimliche Emissäre nach Italien ge-
schickt, welche zu Rom und zu Florenz zwei Versuche machten, den jun-
gen König zu rauben. Beide Versuche wurden im rechten Augenblicke
entdeckt und vereitelt. KaUm war Kaiser Friedrich nach Wieuer-
Neustadt zurückgekehrt, so zogen die Empörer mit Macht gegen ihn, um
den König Ladis laus seiner Obhuth zu entreißen. Einige kaiserliche
Haufen hatten sich auf offenem Felde zum Widerstände aufgestellt, aber
zwei große Donnerbüchsen richteten unter ihnen eine solche Verheerung
an, daß sie in Unordnung nach der Stadt flohen. Nur die bewunderns-
werthe Tapferkeit eines einzigen Mannes, des Andreas Nanmkir-
cher aus Steyermark, hielt die Aufrührer ab> zu gleicher Zeit mit den
Flüchtlingen durch das offene Thor in Neustadt einzudringen. Baum-
kircher, ein zweiter Cocles, vertheidigte den Eingang der Brücke so
lange, bis diese hinter ihm abgebrochen war, und rettete sich dann durch
einen Sprung mit seinem Streitrosse in den Stadtgraben. Durch das
Heranrücken der Böhmen, unter Georg Podiebrad, und durch die
Hilfe, welche ihm sei» sonst feindselig gesinnter Bruder Herzog A l:
brecht, zuführte, sah sich Friedrich aus seiner gefahrvollen Lage
bald gänzlich befreit.
Um den beständigen inneren Unruhen ein Ende zu machen, faßte
der friedfertige Kaiser den Entschluß, seinen 13jährigen königlichen Mün-
del dem Grafen Ulrich von Ci l le» zu übergeben. Der Graf führte
den jungen König nach Wien, wo sich die Stande aus allen Provinzen
versammelten. Hier ward Ladis laus, am 11. November 1452, als
König von Ungarn und Böhmen, als Markgraf von Mähren und Her-
zog von Oesterreich ausgerufe».
Bei dieser Gelegenheit legte Hunyades in einer feierlichen Rede seine Statt-
halterschaft nieder. Mit Rührung umarmte ihn der König. »Seyd mir ge-
grüßt,« sprach er, »Ungarn« Vater, Rächer der Christenheit! Ihr sollet
mir Vatersstelle vertreten. Ein König wünsche ich zu seyn, wie es meine
Völker und Hunyades erwarten. Euch wähle ich zu meinem Führer und
Lehrer,« Zum außerordentlichen Beweise der Anerkennung der großen Ver»
dienst« des ausgezeichneten Mannes bestätigte ihn der Könia in allen seinen
Würden, und ernannte ihn übcrdicsi zum Grbgrafen der Sachsen in Sieben-
bürgen. Im nächsten Frühjahre zog Ladislaus mit dem Grafen von Cil«
ley nach Preßburg, die Huldigung der Ungarischen Stände zu empfangen.
Zahlreich war der Reichstag, und das Betragen des jungen Königs übertraf
jede Erwartung. Sein Scharfsinn, sein Muth, seine körperliche Schönheit
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494