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Dritte Periode l283 --1522- 133
ritterlichen Uebungen wohl erfahren. Cr sprach wenig, schreiben konnte
er gar nicht, dafür handelte er muthig, rasch und eben so beharrlich.
Diese unbeugsame Festigkeit gab ihm den Namen des Eisernen.
Wie er hieß, so war er auch, ernst im hohen Grade, hochgesinnt und kraftvoll.
Da schon früher mehrerer seiner Handlungen erwähnt wurde, so
ist hier nur Einiges aus seinem thatenvollen Leben nachzuholen. Nach
dem Tode Margarethen's uon Pommern, seiner ersten Gemah-
lin, trat Herzog Ernst mit zahlreichem Gefolge eine Pilgerreise nach
Jerusalem an, vollendete sie glücklich, und kehrte im zweiten Jahre als
Ritter des heiligen Grabes durch Ungarn zurück. Zu Ofen, anl Hofe
König Sigismund's, hörte er uon der seltenen Liebenswürdigkeit und
den vortrefflichen Eigenschaften der Prinzessin Cimburgis, Tochter
des Herzogs Fiemovit von Masovien und Nichte des Königs
Wladislaw vonPohlen. Schnell erwachte in seiner Seele der
Gedanke, sich selbst von der Wahrheit des Gerüchtes zu überzeugen.
Mit wenigen Gefährten eilte cr nach Krakau, wo sich Cimburgis
aufhielt. Eine Zeit lang hielt er sich verborgen, um unerkannt den Geist
und die Sitten der jungen Fürstin zu erforschen. Bei einem Turniere,
welches seinen Muth im glänzendsten Lichte zeigte, ward er erkannt, und
erhielt hierauf die Hand der berühmtesten Prinzessin seiner Zeit,
welche mit seltenen Vorzüge» des Geistes und des Herzens eine staunens-
werthe Körperkraft vereinigte, indem sie im Stande war, mit einer Hand ge-
ladene Wagen fortzuziehen, und Hufeisen zu zerbrechen. Nach seiner Rück-
kehr feierte Herzog Ernst die Erbhuldigung in Grätz, dann auf dem Saal-
felde in Kärnthen und zu Laibach in Krain (I4l4), und legte sich den
Titel eines Erzherzogs bei. Er nahm sich hierauf seines unglücklichen Bru-
ders, Friedrich's IV., auf das thätigste an, und rettete demselben
Tirol.
Im Jahre 1418 brachen die Türken das erste Mal in Steyermark
ein, verwüsteten die offenen Ortschaften, und belagerten Radkersburg.
Herzog Ernst rückte eilig vor, und schlug die Barbaren aus dem Lande,
die bei 20,000 Mann, ihren Groß-Vezier uud das ganze Lager verlo-
ren. In seinem eigenen Lande geliebt, von den Nachbarn geehrt und ge-
fürchtet, starb Herzog Ernst (10. Juni 1424) zu Brück an der Mur,
und wurde im Stifte Rein beigesetzt. Von zehn Kindern, welche cr mit
seiner Gemahlin Gimburgis erzeugt hatte, überlebten ihn drei Söhne:
Friedrich V., der Friedfertige, Albrecht VI. und Ernst,
von denen aber der letzte bereits 1452 dem Vater im Tode nachfolgte.
Ueber diese seine Neffen führte Friedrich IV. von Tirol die vormund-
schaftliche Regierung, bis Friedrich V. im Jahre 1433 volljährig
ward, und nach Friedrich IV. Tode wieder die Vormundschaft über
dessen einzigen Sohn, Sigismnnd, übernahm.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494