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. Dritte Periode t283 —1522.
Er starb im <4ste» Jahre seines Alters. Sein Leichnam, mit Blut und Erde
bedeckt, der Kopf im Eise steckend, wurde erst zwei Tage nach der Schlacht
gefunden, und so entstellt, daß man ihn nur an der Länge des »Zartes und der
Nägel, die er seit der Niederlage bei Murten hatte wachsen lassen, so wie
>an der Narbe eines Säbelhiebes erkannte, den er in einer früheren Schlacht
empfangen hatte. Er wurde zu Nancy beerdiget; 1550 ließ sein Urenkel,
Kaiser Car l V., seine Ueberreste nach Brügge bringen. Selbst die Feinde
Garl's des Kühnen wurden durch da« traurige Geschick diese« Fürsten
gerührt, nur der finstere Ludwig XI. von Frankreich umarmte fteudetrun«
ken den Boten, und belohnte ihn mit königlicher Freigebigkeit.
Nach eigener Neigung und nach dem Wunsche der Niederländischen
Stände gab Mar ia, Carl's Tochter und Erbin, ihre Hand dem
Sohne Kaiser Friedrich's IV., dem Erzherzog Marimil ian von
Oesterreich. Am 20. August 447? ward zu Gent, in Gegenwart des
päpstlichen Legaten, dle feierliche Trauung vollzogen. Aber auch der
Französische König, Ludwig XI., hatte für seinen siebenjährigen Sohn,
den nachmahligen König Carl VIII., um diese reiche Braut geworben,
und griff, als er seine Hoffnung scheitern sah, zu den Waffen. Er riß
in kurzer Zeit das Hcrzogthum Burgund, die Franche Comtö, Vologne
und Artois an sich, und warf seine verlangenden Blicke auch auf das
übrige Land. Mit Muth trat der neunzehnjährige Marimil ian dem
ungerechten Eroberer entgegen, und behauptete durch den glänzenden
Sieg, welchen er bei Guinegate erfocht, alle Länder Carl's desKüh-
nen, mit Ausnahme des Herzogthums Burgund,welches LudwigXI.
als ein erledigtes Französisches Lehen behielt.
Der gesegnete Friede und das blühende Glück der Ehe Ma rimi<
lian's schien sich allen Niederländischen Provinzen mitzutheilen; aber
als dieser Fürst seine geliebte Gemahlin, nach einer fünfjährigen Ehe,
durch die Folgen eines auf der Jagd gethanen Sturzes mit dem Pferde
schon wieder verlor, regte sich allenthalben der Geist der Zwietracht. Es
wurde ihm die Vormundschaft über seinen Söhn Philipp von den
Ständen angefochten, Gent und Brügge unterhielten öffentliches Ver-
ständniß mit Frankreich, und wirklich kam ohne Maximilians Vei-
stimmung der Vertrag von Arras zu Stande (23. Dez. 1482), wodurch
nicht nur verschiedene Bezirke an Frankreich abgetreten, sondern sogar
Margaretha, Marimilian's dreijährige Tochter, ihrem Vater
entrissen, mit dem Dauphin Carl verlobt, nach Paris abgeführt, und
daselbst erzogen werden sollte. Marimil ian griff zu den Waffen wi,
der die übermüthigen Flandercr, und zwang sie endlich, ihm seinen Sohn
Philipp auszuliefern, und ihn als Vormund desselben und als Re,
genten zu erkennen (28. Juni 4485). Als später die Franzosen durch einen
Einfall in Hennegau die abgeschlossenen Verträge brachen, empörten sich
dieFlanderer neuerdings, und die Bürger von Brügge waren vermessen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494