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144 Dritte Periode l282—l522.
genug, Maximil ian, den sie auf eine hinterlistige Weise zu sich ge<
laden, gesanglich anzuhalten, und mehrere seiner Räthe zu ermorden
(1. Februar 4488). Ihm selbst drohete mehrmahls die äußerste Lebens-
gefahr von dem tollsinm'gen Pöbel. Erst als Kaiser Friedrich IV. an
der Spitze eines Reichsheeres nahte, und die Acht wider die Aufrührer
ergangen war, wurde Marimil ian auf freien Fuß gestellt. Endlich
kam zu Frankfurt (1. Oktober 1489) eine Uebereinkunft mit Frankreich
zu Stande, welche den Unruhestiftern die Hoffnung auf fremde Hilfe
entzog. Marimil ian bestätigte die Bestimmungen des Vertrages von
Arras, und die Französische Regierung versprach dagegen, den Auf-
rührern in den Niederlanden nicht nur keinen Beistand mehr zu leisten,
sondern sie auch nöthigcnfalls mit Gewalt zum Gehorsam zu zwingen.
Seitdem erkannten die Flanderer Marimil ian neuerdings als Re-
genten, und die Rathsherren von Gent, Brügge und Ipern leistete»
auf den Knien öffentliche Abbitte. Die vorzüglichsten Urheber des Auf-
ruhrs waren ohnehin theils durch das Schwert der Gerechtigkeit, theils
<m offenen Felde umgekommen, theils landfiüchtig und verarmt.
Ungeachtet der Güte seines Herzens und einer rastlosen Sorgfalt
für das Wohl seiner Unterthanen genoß Kaiser Friedrich IV. in den
Oesterreichischen Ländern keiner dauerhaften Ruhe. Das Beispiel der
früheren Unruhen verleitete im Jahre 4469 auch einige Landleute in
Steyermark zum Aufstande. Selbst Andreas Baumkircher be,
fleckte seinen Namen durch Theilnahme an dem verruchten Bunde der
Empörer.
Er siegte zuerst bei Fürstenfeld, eroberte dann im folgenden Jahre Leibnitz,
und kam mit seinem Haufen nahe an Grätz. Weil cr aber dennoch einen bö-
sen Ausgang besorgte, knüpfte er Unterhandlungen an, und der Kaiser war
gnädig genug, ihm und seinen Genoffen die begangenen Verbrechen zu ver-
zeihen. Allein Baumkircher's Reue dauerte nicht lange, und sehr bald
erneuerte er den Kampf, um bedeutende Summen von dem Kaiser zu er«
pressen. Da ihn die Waffen nicht schnell genug zu seinem Ziele fühlten, suchte
ei sicheres Geleit nach, um in Grätz persönlich zu verhandeln. Es wurde ihm
der 23. April 1471 bestimmt, an welchem Tage er auch in der Burg zu
Grätz erschien. Unter Streit und Gastgelage aber kam der Abend heran, ohne
daß noch etwas entschieden gewesen wäre. Zu spät sich an den Ablauf der
gegönnten Zeit erinnernd, cilten endlich Baumkircher und sein Genosse,
. der alte Greisen egg er, in den Hof herab, und well sie hier ihre Knap»
pen unk Pferde nicht gleich fanden, zu Fuß dem Murthore zu. Indessen
ward die Vesperglocke, das Zeichen des abgelaufenen freien Geleites, gezo-
gen. Man ergriff beide, schloß die zwei Murthore, zwischen welchen sie sich
eben befanden, und crklälle ihnen, daß sie sterben müßten. Nachdem ihnen
ein Priester die Tröstungen der Religion gespendet, fielen ihre Häupter, ehe
noch die übrigen Verschwornen, die zur Rettung herbei geeilt waren, das
äußere Thor zu sprengen vermochten.
Die Enthauptung Vaumkircher's, welche durch die Umstünde
nöthig geworden war, unterdrückte schnell die gefährliche Empörung.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494