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Dritte Periode l283-<525
rechte. Trieft wurde von Kram abgesondert, und bekam tin besonderes
Wapen.
Friedrich war groß und wohlgebaut, in seinen Zügen mehreren seiner Vor-
fahren ähnlich. Sein Blick war ernst/ doch nicht ohne aufmunternde Freund-
lichkeit. Gleichmuth, unter allen Umstanden dcs Hebens war seine entschie-
denste Eigenheit. Nie von des Augenblicks verführerischer Gewalt hingeris-
sen, war scin Blick in der Gegenwart immer auf dic Zukunft, immer auf
das Wesentliche, Nothwendige und auf die Folgen gerichtet. Kaltblütig und
gelassen, besaß Friedrich, bei einem vorzüglich guten Gedächtnisse > auch
vielen Scharfsinn. Diese Gaben der Vorsehung benutzte er mit Weisheit und
Verstand. Dadurch vereitelte er fast immer dic Ränke seiner Feinde, erwarb
sich Freunde in der Noth, und führte große Absichten ohne Waffen aus.
Seine Plane entwarf er meistens selbst, und prüfte genau die Mittel, sie
auszuführen. Tiefe Wurzeln hatte dic Gottesfurcht in seinem Herzen ge-
schlagen. Er bethete oft und mit Ergießung der Seele zu Gott, Von Ju-
gend auf lebte Friedrich nüchtern und mäßig, begnügte sich mit geringer
Kost, trank nie Wein, ohne Wasser beizumischen, und verabscheute nichts
so sehr, als Schwelgerei. Ein überaus nachsichtsvoller Herr seiner Diener,
würde er gleichwohl Trunkenheit, die er die Mutter des Lasters nannte,
strenge bestraft haben. Der Orden der Mäßigkeit ward unter ihm
gestiftet. Friedrich liebte Wissenschaften und Künste, Gelehrte und
Künstler i nur diejenigen Juristen verabscheute er, welche darnach streb-
ten , durch Sophisterei Unrecht in Recht z» verwandeln, »o6i,clore!z, nicht
Uoctm-eü, nannte er sie. Den Buchdruckern, deren Kunst so eben erfunden
worden war, verlieh er gleiche Freiheiten mit dem Adel und den Doctoren
der hohen Schulen , erlaubte ih.ne», Gold an ihren Kleider» zu tragen und
eigene Wape» zu führe», und gab ihren Gesellen dic Gicgelmäßigkcit. Den
als Hersteller des Studiums der Hebräischen Sprache berühmten Ioha n 1»
Reuchlin erhob Friedrich in dcn Adüsstand, und verlieh ihm die Würde
eines Hof-Pfalzgrafen, und dem Dichter Eonrad Celtes wand er mit
eigener Hand, auf dem Tage zu Nürnberg (1491), vor allen Großen des
Reiches den Lorbecrkranz um dic Schläfe.
Im Allgemeinen ist das Jahrhundert Friedrich's IV. als Uebergang des
Mittclalters in die neucZeitmertwmdig, Während derRcgierung dicscöKai-
sers stürzte (1452) da« Byzantinische Reich unter dem Andränge der Osma-
nen zusammen, wodurch im Osten vo» Europa eine neue, der Christenheit
für lange Zeit gefährliche Macht entstand; in Spanien ward die Arabische
Herrschaft vernichtet, und dic Vereinigung des ganzen Spaniens durch die
Vermählung Ferdtnanb's von Arragonien mit Isabel la von Ca-
st il ie n vorbereitet i die Erfindung und der erweiterte Gebrauch dcs Schieß-
pulvers gab nicht bloß den Kriegen einen neuen Charakter, weil nun nicht
mehr die persönliche Tapferkeit allein im Kampfe den Ausschlag gab, es
ward auch dadurch dic bisherige Uebermacht und innere Gestaltung dcs Ritter-
thums mächtig verändert; die Wissenschaften erhielten durch die ncugestiftetcn
Universitäten und durch die Erfindung der Buchdruckerlunst von Johann
Guttenberg, von Schoiffcr und Faust (l42!>) einen höhern Um-
schwung und einen weit verbreiteten Einfluß auf's bürgerliche Leben; in der
Mitte der, durch den Handcl zum Wohlstande aufblühenden Städte gelangte
der dritte Stand zum größer» Einflüsse auf dic gesammtc» gesellschaftlichen
Verhältnisse, und die großen Fortschritte der Schifffahrt führten, seit der
Anwendung der Magnetnadel', zuerst zur Entdeckung der Azoren , dann der
westlichen Küstenländer in Afnta, und bald, neben der beträchtlichen Erwei-
terung dcs Handels, auch zur Entdeckung ui'd Umschiffung dcs Vorgebirg«
der guten Hoffnung (I48ß)< wodurch der Seeweg nach Ostindien aufgefunden
und dadurch das dortige Colonial-System der Europäer vorbereitet ward,
so wie zur Entdeckung des vierten Grdtheils Amerika (1492), Diese Ereig-
nisse , welche von nicht zu berechnenden Folgen für die Europäischen Staaten
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494