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Dritte Periode 1283 — l522.
bloß deu Kaiser, sondern auch den Papst und die Könige von Frankreich
und Spanien beleidigt. Daher schlössen diese Mächte zu Cambrai einen
Bund gegen sie (1508). Mit 40,000 Mann zog Ludwig XII. über
die Alpen herab an dieAdda, wo er das Venetianischc Heer vor sich fand,
dessen schwankende Bewegungen die Uneinigkeit der Befehlshaber verrie-
then. Dem raschen A lv iano, der früher schon die Oberfeldherrn-
Stelle bekleidet, hatte die Republik den alten und bedächtlichen Nico-
laus Orsino, Grafen zu Pet ig l iauo, au die Seite gegeben. Bei
Agnadello kam es zur Schlacht. A lv iano stürzte das Heer durch
einen vorschnellen Angriff in die größte Gefahr, und Petigl iauo's
Unentschlossenheit vollendete die Niederlage. Das Venetianische Fußvolk
ward nach einem unerschrockenen Widerstände beinahe ganz aufgerieben,
und Alv iano selbst siel verwundet in die Hände der Franzosen. Die
Nachricht von dem Ausgange dieser Schlacht verbreitete Bestürzung in
Venedig.
Zu gleicher Zelt wüthete in der Gtadt eine mörderische Seuche; Flammen ver-
zehlten den grüßten Theil des Arsenals und des ungeheuern Borraths an
Kriegsbedürfnissen; Stürme vernichteten eine, nach Ravenna bestimmte,
mit mehreren Tonnen Goldes beladene Galeere, Auf solche Weise stand die,
wenige Monathe vorher noch so übermüthige Republik am Rande des Unter-
ganges. Auf die Weigerung, in dieser Bedrängniß ein öffentliches Amt an-
zunehmen, mußte Lebensstrafe gesetzt werden.
Ohne den Angriff von der Deutschen Seite abzuwarten, sandte der
Senat den Befehlshabern in den Städten, welche der Kaiser, der Papst
und der König von Arragonien zurückforderten, den Auftrag zu, mit ih-
ren Truppen abzuziehen, und diese Plätze ihrem Schicksale zu überlassen.
Vis über den Garda-See hinaus hatte sich Ludwig Venedigs ganzes
Gebieth unterworfen, uud nun rückten auch Mar imi l ian 's Scha-
len aus Friaul, aus Kärnthen und Tirol zum Angriffe heran. In dieser
Lage sandten dir Machthaber Venedigs den, seiner gemäßigten Gesinnun-
gen und seiner Friedensliebe wegen bektmnteu Senator Anton Giu-
stiniani nach Deutschland. In dem Schlosse Weperbnrg bei Innsbruck
fiel dieser Abgesandte dem Kaiser — über welche» Venedig kurz vorher
einen beleidigenden Triumph gefeiert — zu Füßen, und erbot sich im
Namen der Republik, alles dein Reiche und dem Hause Oesterreich Gnt-
rissene herauszugeben, den Kaiser als Dberlehcnsherrn anzuerkennen,
uud jährlich 30,000 Ducaten Schutzgeld zu entrichten. Der biedere M a-
r im i l i an mochte sich auch nicht um dieseu Preis von seinen Bundes-
genossen trennen, sondern brach von Trient mit einem Heere von 15,000
Man» nach Italien auf. Verona, Viceuza, Padua und viele andere
Städte öffneten il,m die Thore, während Herzog Erich von Brann-
schweig auf der andern Seite Feltre, Belluno, Görz, Trieft und alles
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494