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Dritte Periode l282'—l522.
Theil eines rheinischen Guldens erlegen sollte. Allein dieser Plan kam
nicht zur Ausführung. Schon während des Reichstages nagte «in schlei-
chendes Fieber an des sechzigjährigen Kaisers noch frischer Lebenskrast.
Er fühlte es tief, und fuhr beklemmt hinweg von dem geliebten Augs-
burg, wo er manchen frohen Tag genossen.
Als er abreisend zu der Rennsaule auf dem Lechfelbe gekommen war, wo die
Thürme und Mauern der Stadt den Blicken des Wanderers entschwinden,
wendete er sich, herzlich, wie er war, noch einmal um, segnete die Stadt,
und sprach: »So lebe denn wohl, du treue, liebe Stadt, mit deinen from-
men Bürgern, nun werden wir dich nicht wieber sehen!«
El nahm den Weg nach Tirol, wo er sich immer am liebsten auf-
gehalten hatte, und welches er das Herz und den Schild seines Rei-
ches zu nennen gewohnt war. Von Innsbruck fuhr er zu Wasser nach
Oesterreich, begab sich nach Wels, wo das Fieber ihn nicht mehr ver<
ließ. Durch starke Leibesbewegung hoffte er des Uebels Meister zu
werden, aber es verzehrte ihn. Er starb zu Wels, am 42. Jänner
1519, im sechzigsten Jahre seines Alters und im sechs und zwanzig-
sten seiner ruhmreichen Regierung.
Er ruht zu Neustadt in der von seinem Vater erbauten Kapelle neben seiner
Mutter, der Kaiserin E leonora , unter dem Altarstcine. In der von
ihm erbauten Burg zu Innsbruck befindet sich sein berühmtes Monument.
Max im i l i an war als Mensch und Fürst eine «hebende Erscheinung. Seine
Zeitgenossen, selbst feine Feinde, schätzten ihn, alle« drängte sich, ihn zu
sehen, und seines Anblickes sich zu freuen. Er war von mittlerer Größe
und wohlgebaut, und in seiner schönen Gesichtsbildung lag der Ausdruck
von Milde und Anmuth. Seine Sprache war in der Kindheit nicht geläu-
fig, und er stammelte bis in das zwölfte Jahr; allein im Jünglingsalter
bezwang er die Natur mit dem Muthe eines Demosthenes. Seine späte-
ren Reden auf den Reichstagen, an das Heer, an die empörten Flamme
länber, rissen unwiderstehlich durch das feurige Geberbenspiel hin, mit dem
er sie vortrug. Sein hoher Sinn war in seinem ganzen Wesen, er mochte
nun in seiner Kaiserpracht oder ohne alle Zeichen seiner Würde sich zeigen,
so ausgesprochen, daß jeder auf den ersten Blick sich selber sagte: »Das ist
der Kaiser!« —Keinen thatenleeren Tag zu zählen, war Maximi l ian's
eifrigstes Bestreben. Darum hielt er fortwährend ein eigenes Gedächtniß-
buch, in welches er alles eintrug, was ihm Merkwürdiges begegnete, was
er nicht wieder vergessen wollte, oder was er sogleich auszuführen sich vor-
nahm. Sein Wahlspruch war: »Halte Maß in Allem, und bedenke das
Ende!«
Maximi l ian 's Leibesübungen, besonders im Jagen, Reiten und in den
Waffen, gaben ihm jene ungemeine Stärke und Behendigkeit, durch welche
er der kühnste und gefürchtetste Ritter seiner Zeit ward. Den Französischen
Ritter Claudius von Barre , welcher der Deutschen Nation auffordern-
den Hohn gesprochen, und bisher in allen Kämpfen gesiegt hatte, warf
Max im i l i an als Römischer König auf seinem ersten Reichstage zu Worms
in den Sand (!495). In Hennegau wehrte er sich einst gegen sechs Fran-
zosische Kürassier« mit solcher Heldenkraft, daß er vier erlegte, und die
übrigen in die Flucht trieb. Beim Richten und Losbrennen der Stücke,
in Pulverkammern und Zeughäusern setzte sich Max im i l i an , der eigenen
Besonnenheit vertrauend, den größten Gefahren aus. In seinen fast vierzig»
jährigen Fehden «hielt er vierzehn, meist leichte Wunden. Die Unerschro-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494