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5,6« Dritte Periode 1283 — 1522.
tillerie machte Mar im i l ian die wichtigsten Verbesserungen, und wie
er selbst jede Art von Geschütz von der Armbrust bis zur Karthaune
vortrefflich bediente, so schickte er mehrere seiner vorzüglichsten Offiziere
in fremde Staaten, um dort, ihm unbekannt gebliebene Vortheile der
Bewaffnung und Artillerie zu lernen.
Jede» seiner Stücke ließ er abbilden, und gab jedem einen eigenen Namen.
Die aus seinen Belagerungen berühmtesten Geschütze waren - der Weckaul,
der Erdbidmer, die zwei Singerinnen und der Purlepaus.
Ein großes Verdienst erwarb sich Mar im i l i an um seine Völ-
ker durch Beförderung der Cultur, Verbesserung des Geschmackes, und
durch seine Liebe zu den Künsten und Wissenschaften. Er stiftete zu Wien
ein eigenes Collegium für Mathematik, Beredsamkeit und Dichtkunst, und
wollte diese Fächer zu einer eigenen Facultät erheben; die Universität selbst
gelangte in Kurzem zu einer Berühmtheit, daß die Zahl der Studieren-
den oft 7noo überstieg. Sein Lieblingsstudium war die Geschichte, vorzüg-
lich die seines Hauses und Reiches. Er beschäftigte sich damit in den
Stunden seiner Muße, und ließ durch gelehrte Männer historische Denk-
Mähler, Urkunden und Handschriften überall aufsuchen und sammeln.
Auf einer solchen Reise fand Eonrad Celtes, seit 15U1 ordentlicher Leh-
rer der Dichtkunst, der Beredsamkeit, der Philosophie der Alten und der Grie-
chischen Sprache an der Wiener-Universität, in einem Baierischen Kloster
eine aus Marc Aurel's oder dem sogenannten Antoninischen Itiu«-
, l»riun> entstandene Wegkarte, welche die Militär-Straßen durch den grüß-
ten Theil des West-Römischen Reiches angibt. Celtes übergab diese be-
rühmte Karte, welche sich gegenwärtig in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien
befindet, dem gelehrten Conrab Peutinger, der sie herauszugeben ge-
dachte , und von dem sie noch gegenwärtig den Namen führt (L»l»,Ia?eu>
Mar imi l ian I. legte auch den Grund zur kaiserlichen Hofbiblio-
thek und zum kaiserlichen Hausarchivc in Wien, und bereicherte diese kost»
baren Sammlungen mit einigen, von ihm selbst verfaßten, historischen
und poetischen Arbeiten.
Er bictirte eine umständliche Beschreibung seines Lebens in die Feder, wovon
dle Hälfte seit 1512 fertig war. Im Jahre 1514 befahl er seinem Geheim-
schreiber Treitzsaurwein von Erntre ih: »das Buch mit Schrift und
Gemel in Ordnung zu bringen.« Erst in neuerer Zeit wurde dieses Wert dem
Drucke übergeben, und zwar unter dem Titel i »Der Weiß Kunig, eine
Erzählung von den Thaten Kaiser Marimilian's l., auf dessen Angeben zu-
sammen getragen von Marr Treitzsaurwein, nebst den von Hannsen Burgmair
verfertigten Holzschnitte».« (Wien 1775, Fol.) Auch hatte Kaiser Mar i -
mi l ian den vorzüglichsten Antheil cm dem Theurdant , einem gereim-
ten Gedichte, welches Melchior Pf inzing, kaiserlicher Rath und Propst
bei St. Sebald zu Nürnberg, mit vielen Holzschnitten von Schäufelein
geziert, im Jahre 15l? und 1519 heraus gab. In diesem Epos sind die Tha-
ten und Abenteuer Mar imi l ian 's I., und besonders seine Werbung um
die Burgundische Erbtochter, auf allegorische Weise verherrlicht. Die spätern
Ausgaben dieses Werkes von Vurkard Waldis und von Schultes
stehen, wegen der Veränderungen, am Werthe hinter den ältern. Ferner be-
schäftigte sich Max imi l ian in den Stunden, die der Erhohlung gewid-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494