Seite - 175 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 175 -
Text der Seite - 175 -
Anhang zur dritten Periode. »7s
dieser Zeit di« christlichen Priester einen immer steigenden Einfluß auf die
Heranbildung und Veredlung des für das Nähre, Gute und Schone
ungemei» empfänglichen Böhmischen Volkes. Als das Reich des Swa-
toplut zerftcl. wandte sich Borziwoy um Schutz an den Deutschen
König Arnulph, der ihn nach Böhme» zurückführte, «nd einen dauer-
haften Freundschaftsbund mit ihm schloß.
Borziwoy's Söhne, Spitihniew «ndWratislawtHio—
Y25), welche bei der Auflösung des Groß-Mährischen Reiches das heu-
lige Mähren an Böhmen brachten, förderten gleich ihren« Bater die Aus-
breitung des iZhristeuthums, und stürzten die Altäre nieder, die noch hie
und da in dunklen Wäldern oder auf wolkeunahen Höhe» für die alten
Götzen aufgerichtet waren. Aber noch verfocht diese Götzen mit verfol-
gender Wuth Drakonlira, Wratislaw's Gemahlin, welche nach
dem Tode dieses Fürsten als Vormünderin ihrer noch unmündigen Prin»
zen die Regierung übernahm (925). Als eifrige Heidin sah sie die christ-
liche Erziehuug ihres ältern Sohnes, des seiner Großmutter, der hei-
ligen Ludmil la, anvertrauten Wenzeslaw, feindselig an, und
ließ, von wilder Leidenschaft getrieben, die eigene Schwiegermutter,
des hochverdienten Borziwoy fromme Witwe, erwürgen. Weil
Drah 0 mira den Slawischen Stämmen in Brandenburg, ihren Lands-
leuten, Hilfsuölker gegen die Deutschen gesendet, drang König Hein-
rich l. in Böhmen ein, und eroberte Prag. Au die Stelle der vertrie-
benen Drahomira kam nun ihr Sohn, der fronnn erzogene junge
Herzog Wenzel (YZy—YZ5), welcher mit weiser Nachgiebigkeit den
durch seine Mutter veranlaßten Krieg beilegte, den Deutschen König
als seinen '^ehensherrn erkannte, die Verbindlichkeit des jährlichen Tri-
buts erneuerte, und durch seinen (Nfer für das Christenthum die Freund-
schaft des tapfern Hei» ri ch gewann.
Er stiftete sich ein bleibende» Denkmahl durch Erbauung der St. Veitstirchr
z« Prag (9.54), welche jcht die Mctropolitankirche v»n Böhmen ist.
Sobald cr anf dem Throne sich befestigt glaubte, rief Weuzel,
durch die Güte seines Herzens dazu getrieben, die heidnische Draho-
mira aus der Verbannung zurück. Da lauerte der Tod auf ih«. Als
er in später Nacht vor der verschlossenen Kirche zu Alt-Bunzlau aufden
Knieen bethete, erschlug ihn lY3Z) sein eigener Bruder, Boleslaw
der Grausame.
Wenzel wurde als Böhmischer Blutzeuge canonisirt (<ß?ti) > und wird als
Böhmischer Landc«patro» verehrt. Geine Reliquien, sein Helm und Panzer-
hemd werden bei der St. Veitekirchc z» Prag in der, mit Böhmischen Edel-
steinen reich geschmückten WenzelikapcUe verwahrt.
Um seine Schandthat zu beschönigen, machte Bo les law I. (Y35
—-Y67) die Entrichtung des Tributs an dcn Kaiser seinem unglücklichen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494