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Anhang zur dritten Periode.
rich's Sohn (4037—1055), zeigte sich den Pohlen furchtbar. Er er-
oberte Krakau und Gnesen, und brachte nicht nur eine unermeßliche
Beute auf 100 Wagen, sondern auch viele tausend gefangene Pohlen
zurück, mit denen er einige wüste Gegenden in den westlichen Theilen von
Böhmen bevölkerte.
Von Gnesen nahm er auch den Leichnam des heiligen Ad albert, der 99?
von den heidnischen Preußen ermordet worden war, mit nach seiner Haupt-
stadt, wo die Reliquien in einer Kapelle bei der Domkirche beigesetzt ruhen.
Von der Pohlnischen Beute errichtete er das Benedictiner-Stift Raigern in
Mähren (l048) und die Colleglat-Kirche zu Alt-Bunziau in Böhmen, und
stiftete sich auch sonst durch manche neue Kirche und manches Kloster ein
frommes Andenken.
Brzetislaw fühlte sich so mächtig, daß er es wagte, dem Kai-
ser Heinrich m. den gewöhnlichen Tribut zu verweigern. Heinrich,
der sein Recht mit den Waffen behaupten wollte, war im ersten Feldzuge
(1042) unglücklich; auf einem zweiten drang er jedoch bis Prag vor,
und nöthigte seinen Gegner, nicht nur die Entrichtung des rückständigen
Tributes, sondern auch Hilfsvölker zu versprechen. Die geschriebenen
Gesetze der Böhmen ließ Brzetislaw durch den damaligen Bischof
von Prag, der Severus hieß, mit neuen vermehren, und unter sei-
ner Regierung wurde Prag zuerst mit einer Mauer eingeschlossen. Auf
dem Todbette wies er seinen jüngeren Söhnen dieFürstenthümerOlmütz,
Brünn, Znaim und Lundenburg in Mähren zum Unterhalte an, und
verordnete, daß künftig nicht der erstgeborne Sohn des letzten Regenten,
sondern immer der älteste Prinz des Przemysl'schen Hauses über Böhmen
regieren sollte. Diese Seniorats, Erbfolge dauerte von 1055 bis 1216,
und bewies sich höchst verderblich, weil viele Thronstreitigkeiten und in-
nere Kriege entstanden, welche den Staat zerrütteten, und die Kräfte
Böhmens lahmten.
Spitihniew's II. kurze Regierung (1055—ia6i) verstoß unter
beständigen Kämpfen mit seinen jüngeren Brüdern, welche sich der Böh-
mischen Oberherrschaft entziehen wollten.
Wahrscheinlich hatten die in Böhmen lebenden Deutschen an diesen inneren Be-
wegungen Antheil; denn sie erhielten den Befehl, in Zeit von drei Tagen aus
Böhmens Gränzen sich zu entfernen. Auch Spi t ihniew I I . hat sich durch
Gründung vieler Kirchen verdient gemacht.
Wratislaw II. (1061--1002), Brzetislaw's jüngerer Sohn,
der, als der älteste Prinz, nun Herzog von Böhmen wurde, erscheint
als einer der klügsten und angesehensten Regenten dieses Landes. Er
strebte darnach, der Kraft und Ausdehnung seines schönen Reiches durch
die kömgliche Würde auch einen höheren äußeren Glanz zu geben, und
schon 1072, auf dem Reichstage zu Würzburg, grüßte ihn Kaiser Hein-
rich IV., der tapferen Faust der Böhmen zu seinen Fehden bedürftig,
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494