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Anhang zur dritten Periode.
ihn auf der Stelle nieder. Mit Wenzel III. erlosch der alte Prze-
mysl'sche Stamm, dessen Sprossen (23 als Herzoge und 7 als Könige)
beinahe durch sechs Jahrhunderte (722—13n6) über Böhmen geherrscht/
hatten. /
Hierauf brachte eine streitige Königswahl den Herzog Rudolph
von Oesterreich, den Sohn Kaiser Albrecht's I., auf den erle-
digten Thron (§.21); doch war es nach dessen frühzeitigem Tode (3. Juli
1307) nicht möglich, das Recht geltend zu machen, welches Friedrich
der Schöne von Oesterreich, Rudolph's Bruder, auf die Böhmische
Krone hatte. Vielmehr gelang es dem früheren Mitbewerber Rudolp h's,
dem Herzoge Heinrich von Kärnthen, vermählt mit Anna, der
ältern Schwester Wenzel's IN., den Böhmischen Thron zu besteigen,
den er aber bald verlassen mußte, nachdem, auf dcn Antrag eines großen
Theiles der Stände des Königreichs, der neue Kaiser, Heinrich VII.
von Luremburg, seinen Sohn Johann auf den Böhmischen Thron
erhoben (13N9), mit diesem Reiche belehnt, und Johann mit der
Prinzessin Elisabeth, der jüngern Schwester Wenzel's III., sich
vermählt hatte (§. 32). So gelangte die Lurem burgische Dyna-
stie zur Herrschaft über Böhmen.
König Johann von Böhmen (13N9—1346) übte in den Staats-
verhältnissen seiner Zeit einen mächtigen Einfluß aus, und sein ritterlicher
Sinn trieb ihn an, fast an allen Europäischen Händeln, auswärtigen
Turnieren und Fehden persönlich Theil zu nehmen.
lDer Geist der Böhmischen Herren und Ritter, welche ihn auf den häufigen
! Zügen nach Pohlen, Preußen, Italien und Frankreich begleiteten, gewann
! durch die Bekanntschaft mit den Sitten und Kenntnissen fremder Nationen
> einen erhöhten Standpunct.
König Johann brachte die beiden kausihru an Böhmen zurück,
und nöthigte die meisten Schlesischen Herzoge, Böhmens Oberhoheit an-
zuerkennen. Mit dem Könige Casimir von Pohlen verglich er sich
dahin (1335), daß dieser der bisherigen Rechte Pohlens auf Schlesien
sich begab, und Johann dagegen den, seit Wenzel's II. Zeiten von
den Böhmischen Regenten geführten, Pohlnischen Königstitel ablegte.
Dagegen blieben seine Kämpfe über Kärnthcn und Tirol für das Lurem-
burgische Haus ohne Vortheil (tz, 33).
Den Ständen gab König Johann wichtige Freiheiten; die Land-
tafel scheint aber weit älteren Ursprungs zu seyn. Ferner bewirkte er
di« Erhebung des Prager Bisthums, das bisher dem Erzstifte Mainz
untergeordnet war, zu einem Erzbisthume
und stiftete auch cin neues Bisthum zu Leitomischl, welches später nach Kö:
niggrätz iibcrlragen, aber sogleich, nebst dem Bisthume Olmütz, dem ersten
Präger Erzbischofe, Arnest von Pardu'oitz, untergeben wurde.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494