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Anhang zur dritten Periode.
zilk von Eger bleibend an Böhmen; die obere Pfalz erkaufte er von
seinem Schwager, dem Pfalzgrafen Ruprecht, für 20,000 Mark;
eben so erwarb er (1363) durch Kauf die Mark Brandenburg, welche
ihm sein Schwiegersohn, Otto von Wit te lsbach, gegen eine
Summe von 200,000 Goldgulden abtrat. Die beiden Lausitzen, Mäh-
ren und Schlesien, zn welchem letzteren Lande er die Herzogthümer
Schweidnitz und Iauer brachte, wurden durch ihn der Krone Böhmens
einverleibt, und zwar als Kronländer, welche seit dem ihre Abgeord-
neten nach Prag zur Königskrönung schickten. Da nun zu jener Zeit die
Herzoge von Mecklenburg Lehnsträger Brandenburgs waren, so erstreckte
sich die Herrschaft dcr Krone Böhmens im Osten Deutschlands über alle
germanisirten Länder der Slawen von der Donau bis zu den Meereskü-
sten. Endlich schloß Kaiser Carl IV. mit dem Herzoge Rudolph IV.
von Oesterreich eine erneuerte Erbvereinigung, welche bei dem Umstände,
daß das Lmemburgische Haus schon mit Carl's Söhnen, Wenzel
und S ig ismund, erlosch, nachmahls von hoher Bedeutung wurde.
In den Zeiten Carl's IV. erlitten die Länder dieses Kaisers und ganz Eu-
ropa vielfältige natürliche Bedrängniß. Die Geschichtschreiber jener Nage
erzählen uns von lang anhaltenden zerstörenden Erdbeben, von Hungersnoth,
zumal aber von einer über den ganzen Erdtheil wüthenden, unerhört schreck-
lichen Pest, der man den Namen des schwarzen Todes gab (1247—1250).
Gs scheint, daß dieselbe aus Aegypten gekommen, und auf einem doppelten '
Wege gegen Aufgang und Niedergang sich ausbreitend, bis an das morgen-
ländische, wie bis an das atlantische Meer töotend geschritten sey. Ihre
Symptome waren furchtbar. Der Mensch bekam eine Beule, und starb
binnen drei Tagen in großer Qual. Es wurden zu Florenz 60,000, zu Lü-
beck 9o,W0, zu Basel 140,000 Menschen begraben. An Einem Tage wurden
aus den Thoren von Passau 3U0, aus jenen von Wien 1200 Leichen getra-
gen. Es glaubten die Zeitgenossen, daß die Hälfte des menschlichen Geschlech-
tes gestorben. Zum mindesten nahm man den vierten Theil an; und es ist
eine Rechnung vorhanden, wornach bloß in den Klöstern des heiligen Mran-
ciscus 124,424 Pestopfer gezählt wurden.
Bei herannahendem Alter war es der liebste Wunsch Carl 's, daß
seinem Sohue Wenzel, dem er schon als zweijährigem Kinde die
Krone des Erbkönigrcichs hatte aussetzen lassen, auch das Wahlreich
gesichelt bleibe, daß er noch bei des Baters Lebzeiten zum Römischen
Könige erwählt werde. Er wendete sich deßhalb an alle Churfürsten
und erreichte seinen Zweck. Auf der Versammlung zu Rense ( i . Juni
4Z76) wurde des fünfzehnjährigen Wenzel Wahl beschlossen, und
(10. Juni) zu Frankfurt vollzogen.
Der goldenen Bulle gemäß geschah (6. Juli) die Krönung zu Aachen durch den
Churfürsten von Cöln, worauf Wenzel zu Nürnberg seinen ersten Hof-
tag hielt.
Zwei Jahre nach diesem Ereignisse befiel Carl ein schleichendes
Fieber. Er, starb M demselben auf seinem königlichen Prager Schlosse
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494