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Anhang zur dritten Periode.
gen, zog nach Italien, wohin Wenzel niemals gegangen; aber
dieß war sein Unglück. Denn die Gibellinen, an ihrer Spitze die mäch-
tigen Visconti von Mailand, denen Wenzel (120Z) den herzoglichen
Titel nebst allen königlichen Rechten, jedoch mit Vorbehalt der kaiserli-
chen Oberherrlichkeit über Italien, verliehen hatte, rüsteten sich wider
ihn, und schlugen ihn am Lago di Garda entscheidend (1401). Hier-
durch war seine Macht auch in Deutschland gebrochen, und er führte
mehr nur den Titel als die Gewalt eines Königs bis an seinen Tod (1410).
Ihm zum Nachfolger ward Wenzel's Bruder, Sigismund, ge-
wählt, der als Eidam des Ungarischen Königs, Ludwig's des Gro-
ßen, schon 1383 die Krone Ungarns erhalten hatte. Doch ward diesem
in Iobst von Mähren, seinem Vetter, ein Gegenkönig aufgestellt, der
aber bereits 1411 starb. Wenzel selbst genehmigte darauf die Wahl
seines Bruders, doch mit Vorbehalt des königlichen Titels von Deutsch-
land, und herrschte noch bis zum Jahre 1419 über Böhmen, sein Erbland,
und über die Böhmischen Nebenländer, die nach und nach an die Krone
zurückgefallen waren.
Von den traurigsten Folgen, fast ein Menschenalter hindurch, für
den größten Theil Deutschland's, so wie für ganz Böhmen, auch für
Ungarn, und mittelbar für viele andere Länder waren die Irrlehren,
welche Johann ausHussinetz, einem kleinen Böhmischen Städtchen,
gewöhnlich Johann Huß genannt, ein Anhänger Wycliffe's, als
Lehrer der Prager hohen Schule und als Prediger der alten Universitäts-
kirche Bethlehem ausstreute. Auch Hieronymus, aus dem adeligen
Geschlechte von Faulfisch zu Prag, der selbst inOrford studiert hatte,
strebte mit Eifer darnach, Wycliffe's Schriften zu verbreiten. Beide,
Johann Huß und Hieronymus, empfahlen laut und eindringlich
die falschen Ansichten und Lehren Wyc liffe's. Der Erzbischof S b i n k o
von Prag glaubte die Anpreisung solcher Grundsätze nicht länger dulden
zu dürfen, und es geschah, daß die Universität durch Stimmenmehrheit
in öffentlicher Sitzung, fünf und vierzig Lehrsätze Wycliffe's als
irrig, gefährlich und ketzerisch verdammte, und die Lesung Wycliffe'scher
Schriften untersagte. Dieß schien Huß und den Genossen seiner Irr-
thümer ein solcher Eingriff in ihre vermeinten Rechte, daß sie die beste-
hende Eifersucht zwischen den Studierenden der verschiedenen Nationen,
welche schon zu blutigen Auftritten auf den Straßen geführt hatte, zu
benutzen suchten, um die Verfassung der Universität zu ändern, so daß
bei allen Verhandlungen der Böhmischen Nation drei, den Ausländern nur
Eine Stimme zukäme, während vorher dieß Verhältniß gerade umgekehrt
war. AlsKömg Wenzel diese Aenderung bestätigte und zum Gesetze erhob,
verließen sämmtliche Professolen und Studenten fremder Abstammung,
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494