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Anhang zur dritten Periode.
der Kern ihrer Kriegsleute blieben (1424). So endigte sich der verderb-
liche Hussiten-Krieg, welcher 14 Jahre lang gedauert hatte. Nun erst
gelangte Kaiser Sigismund zum ruhigen Besitze Böhmens. Am
23. August 1436 hielt er zu Prag seinen Ginzug, der mit allgemeiner
Freude gefeiert ward. Er setzte in dieser Hauptstadt ein oberstes Land-
gericht ein, und ließ seine zweite Gemahlin, Barbara von Ci l l i ,
krönen.
Nicht lange freute sich Sigismund des errungenen Friedens.
Schon am 9. Dezember 1437 schloß er zu Znaim in Mähren, erschöpft
von den Sorgen des Lebens, die Augen und den Luremburgischen Kai-
serstamm.
Sigismund hatte eine^hohe Gestalt, und das herabwallende Haar verlieh
seinem ausgezeichnet schönen Gesichte Ansehen und Wiiroe. Die Gemüther
wußte er durch anmuthi^es Benehmen, durch Milde, Herablassung und
Freigebigkeit zu gewinnen. Er besaß viele Bildung und Geist, und zog
Leute von Kenntnissen sehr hervor. Das Gute wollte er redlich, und die
vielfachen Anstrengungen, durch welche er die getrennte Christenheit wie-
der zu vereinigen suchte, erwarben ihm einen dauernden Anspruch auf die
Anerkennung der Nachwelt.
Wie mit Sigismund der Luxemburgische Mannsstamm in Böh-
men erlosch; so folgte ihm (1437), nach seinem Willen und in Kraft
früherer Erbverträge zwischen Böhmen und Oesterreich, der Gemahl
seiner Tochter Elisabeth, der Herzog Albrech tV. von Oester-
reich, auf dem Throne (§.39). Allein der frühzeitige Tod dieses Für,
sten (1439) führte zu neuen Unruhen, weil die Böhmen erst dem Her»
zöge Albrecht von Baiern und dann dem Kaiser Friedrich IV.
ihre Krone anboten, und endlich, auf des letztern Rath, zwei Statt-
halter—während Ladislaw's (Albrecht's nachgebornen Sohnes)
Minderjährigkeit — wählten, von welchen bald der kühne G«»rg von
Podiebrad der Person seines Amtsgenossen, des Meinhard von
Neuhaus, sich bemächtigte, und die Regentschaft allein führte (h. 40).
Nach Ladislaw's Tode (145?) bestieg Podiebrad selbst den
Böhmischen Thron (§. 42). Er steuerte mit Kraft der, während der
Hussitischen Unruhen eingerissenen Anarchie, und befahl den verschiedenen
Hussitischen Sechen, entweder den Katholiken oder den Utraquisten bei-
zutreten. Die Gewaltthätigkeiten, welche er sich gegen den päpstlichen
Legaten, Santinus de Valle, erlaubte, zogen ihm großes Unheil
zu. Papst Pius lI. erließ (1463) eine Strafbulle gegen ihn, und
schloß ihn durch den Bann von der Gemeinschaft der Kirche aus. Auch
der nachfolgende Papst, Paul II-, erneuerte (1466) den Bannspruch
gegen den utraquistischen König, dem nun viele geistliche und weltliche
Herren den Gehorsam verweigerten. Dennoch behauptete sich Podie-
brad bis zu seinem Tode (22. März 1471) gegen den abwählten Ge,
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494