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Anhang zur dritten Periode.
getheilt gewesen. Die Ungarn verdanken übrigens dem Könige S t e-
phan auch ihre erste geschriebene Gesetzsammlung, das sogenannte
vevletum 8»noti Htoplmni.
Mit Sorgfalt hatte König Stephan seinen einzigen Sohn, G m e-
r i ch (Heinrich), zum frommen Christen und zum guten Regenten zu bilden
gesucht; allein dieser Prinz welkte in der Blüthe seiner Jahre dahin (1021).
Zu Stephan's nächsten Verwandten gehörten die Söhne Michael's,
des Bruders Geysa's, die Herzoge Andreas, Bela und Leventa.
Da diese, für das Christenthum und die Nationalbildung weniger eifrigen
Prinzen dem Könige unfähig schienen, das angefangene große Werk zu
vollenden; so ernannte Stephan den Sohn seiner Schwester Gi-
sela, Petrus von Venedig (8.14), zum Nachfolger. Die An-
hänger des Heidenthums erregten in Ungarn über diese Thronfolge - Be-
stimmung heftige Bewegungen; eine bedeutende Verschwörung bedrohte
sogar das Leben des Königs, und nur das böse Gewissen des Mörders,
welcher beim Gintritte in das Gemach des kranken Stephan sein ver-
borgen gehaltenes Schwert fallen ließ, und nun den ganzen blutigen Plan
entdeckte, rettete den König. Die Herzoge Andreas, Bela und Le-
venta flüchteten nach Pohlcn, ihr Onkel Vazul ward auf Befehl
der Königin geblendet, und Peter bestieg nach Stephan's Tode
(11. August 1038) ohne Widerspruch den Thron.
König Stephan, dessen rechte Hand unverweslich blieb, und zu Ofen
als eine heilige Reliquie aufbewahrt wird, und Emerich, Stephan's
Sohn, wurden, im Jahre 1083, von dem Papste Gregor VU. ka<
nonisirt.
Der Mangel einer festgestellten Thronfolge und die dadurch herbei-
geführten inneren Kriege, der tödtliche Haß des Volkes gegen die vom
Könige Peter, Stephan's Nachfolger, begünstigten Ausländer, der
fortwährende geheime Kampf des Heidenthums mit dem Christenthume,
vorzüglich aber die Anmaßungen mächtiger Vasallen verhinderten noch
lange nach Stephan's Tode des Staates Aufblühen und dieEntwick-
lung seiner Kräfte. Des Kampfes letzter Ausbruch geschah unter An-
dreas I., in welchem der heilige Bischof Gerhard von dem Ofner
Berge, auf welchem jetzt die Sternwarte steht, herabgestürzt, und mit
vielen Christen ermordet wurde. Doch leuchten Ladislaus des Hei-
ligen Religiosität und Tapferkeit, so wie Coloman's Kraft und
Klugheit aus dem Dunkel jener Zeit hervor. Beide erweiterten des Rei-
ches Gränzen, jener durch Croatiens und Slavoniens (1089), dieser
durch Dalmatiens (1102) Eroberung; beide behaupteten mit Festigkeit
die Würde der Ungarischen Krone; beide stellte« durch treffliche Gesetze
und deren Handhabung im Innern Ordnung und Ruhe wieder her.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494