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X Vierte Periode 1522 — t?4o.
Geschlagen beiGrlau, geschlagen bei Kaschau, entfloh Zapolya
nach Pohlen, wo er die Könige und das Oberhaupt der Christenheit für
sich anrief. Da sie ihm, dem Unwürdigen, keine Hilfe boten, faßte er
den verabscheuenswcrthen Entschluß, sich den Ungläubigen in die Arme
zu werfen, wodurch er sich und seinem Vaterlande nahmenloses Unglück
bereitete.
Mit Stolz erklärte der Diuan i» Constantinopel den Unterhändlern des flüch-
tigen Zapolya: »Ganz Ungarn gehöre der Pforte, denn der Sultan habe
im Ofner Konigsschlosse geschlafen, und wc> einmahl des Großherrn Pferde
eingezogen und dessen Ruhebett gestanden, dahin sey die Türkenmacht bestimmt
ausgedehnt. Das Ofner Schloß sey unvcrbmnnt geblieben, weil der Groß-
Herr zurück zu kehren gedenke. Ohne des Sultans Erlaubniß habe sich also
Zapolya nicht einmahl krönen lassen sollen. Bloßer Freundschaftsbund sey
nicht genug, unterwerfen müsse sich Zapolya, und sein Abgesandter darum
den Handschuh des Großherrn küssen.«
> Mit großer Hceresmacht drang So l iman, dessen Person ein Heer
aufwog, im April 4529 in Ungarn ein, und eroberte, nachdem sich
Zapolya bei Mohacz mit ihm vereinigt hatte, Ofen, Gran, Ko-
morn und Naab. Hierauf erschien der Sieger mit »nächtiger Rüstung in
Oesterreich, wo der dritte Theil dessen, was Leben hatte, Weiber,
Greise, Säuglinge mit eingerechnet, durch das Würgeschwert des, von
Michael Og lu geführten Vortrabes fiel.
Brück an der Leytha widerstand dem furchtbaren Großhcrrn eben so unerschro-
cken, wie vor vierzig Jahren dem Mathias. »Erst solle er Wien bezwin-
gen, sie würden thun, was die Hauptstadt,« war die Antwort der muth-
vollen Bürger.
Am 26. September 4529 erblickte man von den Thürmen Wiens
die ungeheure feindliche Heercsmacht,
welche sich unter dreißigtausend Gezelten halbmondförmig von Nußdorf bis
Vchwechat ausbreitete. So l iman bildete um sich ein abgesondertes Lager,
welches auf dem höchsten Giebel die Fahne Mahomeb's zeigte. Nie war
die Gefahr, welche dem Abendland« von den barbarischen Eroberern drohte,
so groß gewesen; denn welche unermeßliche Bestürzung wäre uor ihnen her-
gegangen, wenn sich nach dein Falle der Hauptstadt Oesterreichs der verhee-
rende Strom über Deutschlands Fluren ergossen hätte!
Weil er das schwere Geschütz in Belgrad zurückgelassen, unternahm
So l im an die Untergrabung und Sprengung der Mauern Wiens.
Schon waren weite Breschen eröffnet, und zu verschiedenen Malen stürm-
tcn die Türkischen Scharen, entflammt von Durst nach Blut und Beute,
den Sitz so vieler Kaiser, welcher jetzt zu einem Walle für die Christen-
heit geworden war. Doch alle Anstrengungen der Ungläubigen wurden
zu Schanden durch den Heldenmuth der Besatzung und der Bürger
Wiens,
welche, das Vilb der unbefleckten Jungfrau Maria auf ihren Fahnen führend,
dex großen Sache würdig fochten, die in ihre Hände gelegt war.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494