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Vierte Periode 1522 —t?40 223
Die Namen der Anführer, des tapfern Grafen Niklas von
S a l m und des Bürgermeisters Hans Greisenecker, sind einer
verdienten Unsterblichkeit geweiht. Das Anrücken des Entsatzes, der
sich, unter dem Pfalzgrafen Friedrich, von Krems her näherte, der
erlittene Verlust von mehr als dreißigtausend Ianitscharen, Mangel an
Nahrung für die ungeheure Menge von Menschen und Pferden und die
daher rührenden mörderischen Seuchen, dann das laute Murren der,
an dieses Klima und solche Unternehmungen ganz ungewohnten Asiati-
schen Truppen bewogen Sol iman, nach zwanzig Tagen, am 15. Oc-
tober 1529, die Belagerung aufzuheben,
nachdem in der Gegend von Wien die Dorfer und Kirchen weit und breit
verbrannt, und zehntausend zusammen geschleppte Gefangene mehrcntheils
ermordet worden warcn.
Auf dem Rückzüge, im Lager bei Ofen, erklärte der Großherr den
Johann Zapolya zum Könige von Ungarn,) und dieser Magnat
vergaß sich so sehr, daß er die Krone und das Zepter des heiligen S te-
phan aus Türkischen Händen empfing. Hierauf gingen die Türken un-
ter den schrecklichsten Verwüstungen mit unermeßlicher Beute nach Con-
stantinopel zurück.
Selbst Zapolya, der Urheber des Unglückes, konnte bei dem Anblicke der,
durch die Ungläubigen verübten Gra'uclthatcn der Thränen sich nicht
enthalte».
Drei Jahre später «532) schien für die christlichen Länder dieselbe
Gefahr wiederzukehren. Entschlossen, die unter den Mauern von Wien
erlittene Schmach zu rächen, brach Sol iman, stark und gerüstet, wie
er noch in keinen Krieg gegangen, von seiner Hauptstadt auf. ^ . >5 >
Weithin verbreitete sich der Schrecken.) Noch stand in de» Provinzen der
Anblick eingeäscherter Häuser, verheerter Felder, ermordeter Freunde und
Verwandten, gefangener und fortgeschleppter Frauen und Kinder, und des
unermeßlichen Elendes, das man in dem letzten Kriege erduldet, den Ein»
wohnern lebhaft vor Augen.
Drei Mal hundert tausend Türken zogen durch Belgrad, und nä-
herten sich, ohne ein Hinderniß zu finden, der Deutschen Gränze. Hier
hemmte ein Städtchen, bisher ohne Namen, nun in der Geschichte mit
höchste,» Glänze umgeben, ihre Fortschritte, i Schlecht befestiget war
das kleine G ünz, und seine Besatzung nicht stärker, als achthundert
Mann; aber der tapfere Niklas Iurischitz war ihr Befehlshaber,
und es gelang ihm, die ganze Macht der Türken aufzuhalten.
Von allen Seiten griff die furchtbare Menge, welche der Sultan mit sich'führte,
das Städtchen an. vergebens suchten die Türken, die Mauern zu sprengen.
Sie brachten ihr Geschütz auf die Berge, welche die Stadt umgeben, sie
schössen Bresche und liefen Sturm, aber umsonst. Der Befehlshaber wich
wedcr ihren Versprechungen noch ihren Drohungen.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494