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Vor 1918
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
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Vierte Perlode 1522 — 1740. trug, und ganz besonders seine lockende Lehre «on dem gemeinschaftlichen Besitze der irdischen Güter verführten das niedere Volk mächtig. Die Ar- men arbeiteten nicht mchr, sondern forderten ihre Bedürfnisse von den Reichen, und was ihnen abgeschlagen wurde, nahmen sie mit Gewalt. Eine Menge Kirchen, Kloster und Schlösser wurden von Münzer und sei- nem Anhange geplündert und verwüstet, und das böse Beispiel wirkte im- mer verführerischer. In Thüringen, in vielen Gegenden Ober-Sachsens, in Hessen und Braunschweig erhoben sich die Bauern, es nachzuahmen. Der Landgraf Phi l ipp «on Hessen wurde zuerst des Aufstandes in sei- nem Lande Meister, dann zog er den benachbarten Fürsten, den Herzogen Georg von Sachsen und Heinrich von Braunschweig, und dem Grafen von Mansfeld zum Beistände zu. Vereint brachen sie mit einer ausgesuchten Mannschaft gegen Münz er auf. Sie trafen ihn bei Fran- kenhausen, wo er sich mit etwa WNU Mann auf einer Anhöhe gelagert hatte. Die vereinigten Fürsten boten den Weg der Güte a», aber Mün- zer gab kein Gehör, sondern befeuerte den Muth der Seinigen durch die wllthendstcn Reden. Um jcbe Hoffnung auf Gnade zu vernichten, beging er so^ar die Nichtswürdigkeit, einen Abgesandten der Fürsten niederstoßen zu lassen. Am 15. Mai 1525 kam es zur Schlacht, in welcher die Auf- rührer nach einer hartnäckigen Gegenwehr gänzlich überwältiget wurden. Münz er entkam nach Frankenhausen, verbarg sich daselbst auf dem Bo: den eines Hauses, und stellte sich krank/ aber ein Soldat des siegenden Heeres entdeckte ihn am folgenden Tage, und zog ihn aus dem Bette her- vor. Nachdem Münz er auf der Folter die Genossen seiner Verbrechen ge' nannt hatte, ward ihm und 25 anccrn Rebellen das Schwert zuerkannt. Acht Jahre darauf (1523) erneuerten sichdiese fürchterlichen Austritte zu Mün- ster durch den Bäcker Johann Matthiescn aus Harlcm und den Schneider Johann Bockhold aus Lenden. Alle Frevel und Gräucl, denen sich rohe Willkiihr im Trotze gegen die göttlichen und menschlichen Ge- setze überläßt, wurden von diesen Betrügern und ihrem Anhange begangen. Verstärkt durch unruhiges Gcsindel aus den benachbarten Orten, trieben sie mehrere Tausende der unglücklichen Bewohner Münster's, welche die zweite Taufe nicht angenommen hatten, im hilflosesten Zustande, viele nackt und bloß, selbst Kranke, Greift und saugende Mütter, unter Wuthgeschrei mit Prügeln aus der Stadt. Matthiesen lrat als Prophet auf, und über- redete das Volk, das gesammte Vermögen zum gemeinen Gebrauche auszu- liefern, und alle Bücher außer der Bibel zu verbrennen, verlor aber in ei« nem Gefechte das Leben. Nun warf sich Bockhold zum Propheten auf. Die Kirchen wurden zerstört, zwölf Richter, wie in Israel, über die Stämme bestellt, und auch diese Regierüngsform bald wieder umgeworfen, indem Bockhold sich unter dein Namen Johann von Leydcn zum Könige des neuen Zions (so ninntcn die Münster'schcn Wiedertäufer ihr neues Reich) erheben und förmlich krönen ließ. Die unglückliche Stadt wurde immer mehr der Schauplatz aller Ausschweifungen wilder Schärmerei, niedriger Lüste und unmenschlicher Grausamkeit. Die Einführung der Vielweiberei und das Loslassen aller Zügel gesetzlicher Ordnung sollten dem bethölten Volke die .Rohheit, Habsucht und Raserei seines Führers und die täglich wachsende Ge- fahr vo» Außen verbergen. Bock hold lebte in Schwelgerei und in fürst- licher Pracht, ließ Manifeste zur Empörung ausgehen, drohte mit seiner Rltte alle Andersdenkenden zu vernichten, machte sich den Seinen durch häu- fige Hinrichtungen furchtbar, und wußte, während Hunger und Seuchen in der Stadt wütheten, den Taumel der unglücklichen Bewohner zu cinem hart- näckigen Widerstände zu benutzen. Am 24- Juni 1535 wurde endlich Münster nach einer langen Belagerung erstürmt. Die Häupter wurden hin- gerichtet, und ihre Körper in eisernen Käsigen an dem höchsten Thurme der Stadt zum Schrecken aller Rebellen aufgehängt. Die Irrlehren, welche Luther über die christliche Freiheit verbreitete, fan- den leider auch im südlichen Deutschland bei den Landleuten Eingang. Die
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Titel
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Autor
Leopold Haßler
Verlag
Ignaz Klang
Ort
Wien
Datum
1842
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
12.31 x 20.0 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Babenberger, Habsburger, Monarchie
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort III
  2. Einleitung IX
    1. Allgemein IX
    2. Einteilung Geschichte X
    3. Literatur X
  3. Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
    1. Älteste Schicksale 1
    2. Römerzeit 2
    3. Völkerwanderung 5
    4. Karolingisches Zeitalter 10
    5. Magyarisches Zeitalter 12
    6. Erneuerung Mark 16
    7. Babenbergisches Haus 17
    8. Literatur 18
  4. Erste Periode (983-1246) 19
    1. Leopold I. 19
    2. Heinrich I. 20
    3. Albrecht I. 21
    4. Ernst der Tapfere 23
    5. Leopold III. 25
    6. Leopold IV. 26
    7. Leopold V. 29
    8. Heinrich II. 31
    9. Landes ob der Enns 35
    10. Leopold VI. 36
    11. Herzogtum Steiermark 40
    12. Friedrich I. 44
    13. Leopold VII. 44
    14. Herzogtum Krain 51
    15. Friedrich II. 52
    16. Literatur 63
  5. Zweite Periode (1246-1283) 65
    1. Friedrich der Streitbare bis Albrecht I. 65
    2. Literatur 79
  6. Dritte Periode (1283-1522) 80
    1. Haus Habsburg 80
    2. Albrecht I. 81
    3. Friedrich der Schöne 89
    4. Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
    5. Herzogtum Kärnten 104
    6. Rudolph IV. 105
    7. Tirol 108
    8. Albrecht III. und Leopold III. 109
    9. Albrecht IV. 116
    10. Albrecht V. (Albrecht II.) 117
    11. Ladislaus Posthumus 123
    12. Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
    13. Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
    14. Maximilian I. 153
    15. Karl V. und Ferdinand I. 168
    16. Literatur 169
    17. Anhang 172
  7. Vierte Periode (1522-1740) 221
    1. Ferdinand I. 221
    2. Ferdinands I. Söhne 240
    3. Fortsetzung: Erzherzog Ferdinand II. 249
    4. Fortsetzung: Erzherzog Karl II. 250
    5. Rudolph II. 252
    6. Mathias 259
    7. Ferdinand II. 263
    8. Ferdinand III. 296
    9. Leopold I. 307
    10. Joseph I. 347
    11. Karl VI. 353
    12. Mailand 373
    13. Mantua 374
    14. Toscana 375
    15. Literatur 376
  8. Fünfte Periode (1740-1838) 378
    1. Maria Theresia 378
    2. Joseph II. 412
    3. Leopold II. 424
    4. Franz II. 429
    5. Ferdinand I. 492
  9. Sach-/Namensregister 494
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