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Vor 1918
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
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Vierte Periode l522 — 1740. Aufforderung, sich v°n der geistlichen Herrschaft loi zu machen, wurde auch hier von den Bauern in dem Sinne genommen, als brauchten sie ihren geist: lichen Gutsherren, den Bischöfen, Acbtcn, Pröpsten, Pfarrern, keine Zin- sen , Zehnten, Pachtgelder mehr zu entrichten, und solche Freiheiten wurden auch bald iiber die weltlichen Gutsherren ausgedehnt. Am ersten Tage des Jahres 1525 standen die Bauern des Abtes von Kcmpten auf. Ihnen folg- ten die Unterthanen anderer Aebte und mehrerer Bischöfe. Bald wuchsen die kleinen Rotten zu großen Heeren an, und bekamen geübte Anführer. Es erschien eine Art von Manifest der Bauern, welches eine Aufzahlung ihrer Forderungen enthielt, und von einem ihrer Prediger, die auf ihre Schritte den größten Einfluß übten, aufgesetzt war. Sie forderten darin die Einfüh- rung der lutherischen Lehre, das Recht, ihre Prediger selbst zu bestellen, die gänzliche Abschaffung der Leibeigenschaft, die Verminderung der Abgaben, die Freiheit dcs Holzschlages, der Wildbahn, des Fischfanges, überhaupt die Aufhebung aller sogenannten Zwing und Banne. Da diese Forderungen kein Gehör fanden, so schlug die Flamme dcs Aufruhrs imm« lichter empor. Außer in Schwaben brach die Empörung auch in Franken aus, im Mainzi- schen, in der Pfalz, im Bisthum Speier, im Elsaß bis nach Lothringen hin, in Salzburg, Tirol, in der Steyermark und in Karnthen. Weit und breit wurden Burgen, Klöster, Priestersitze geplündert und in Brand gesteckt. Ein ruchloser und frecher Mensch, Namens Georg Metzler, früher Schenkwirth, stand an der Spitze einiger Tausend Odenwäldischcr Bauern, zu denen sich bald andere Haufen gesellten. Sie nahmen Wrinsberg, und ermordeten die Besatzung von siebzig Rittern, die sie hier unter der Anfüh- rung des Grafen Ludwig von Helfenstein fanden, auf die grau- samste Weise. Der Graf und die Ritter wurden in einen Kreis gefühlt, welchen die Bauern mit gezückten Spießen umstanden^ wohin sich die Un- glücklichen wandten, fielen sie in die Spieße, bis sie, von tausend Stichen durchbohrt, sanken. Vergebens wirf sich die Gemahlin dcs Grafen Hel- fen st ein den Unmenschen zu Füßen, vergebens suchte sie durch das Empor- halfen ihres zweijährigen Kindes zu rühren; sie und ihr Kind wurden gleich- falls auf das ärgste gemißhandelt. Durch die Nachricht von dieser Würgescene gerieth auch Luther in Schlecken, und in der Schrift wider die räuberischen und mörderischen Bauern erklärte er sie alle, die er noch kurz vorher seine lieben Freunde, ja seine Vrüberund Herren genannt hatte, für Kinder des Teufels, und forderte die Fürsten auf, sie ohne Erbarmen todt zu schlagen. — »Wir ernten jetzt« — entgegnete ihm Erasmus non Rotterdam — «die Frucht deines Geistes. Du erkennst die Aufrührer nicht an, sie aber erkennen dich an, und man weiß,^^ recht gut, daß viele, die mit dem Namen dcs Evangeliums prunken, An- /^ stifter des gräulichen Aufruhrs gewesen sind. Du hast zwar in dem höchst-'"/ grimmigen Büchlein nezen die Bauern dicsen Verdacht von dir gestoßen, aber/^ du widerlegst die Ueberzeugung nicht, daß durch die Bücher, welche du ge- gen Bischöfe und Mönche ausgehen lassen, zumahl durch die Deutsch geschrie- benen , zu diesem Unheil Anlaß gegeben worden ist,« Endlich ging das Reichsheer, angeführt von dem Feldhauptmanne des Schwä- bischen Bundes, Georg Truchseß von Wald bürg, mit Gewalt auf die Rebellen los, und erschlug ihrer 20,U0l) in den Treffen bei Leipheim (4. April 1525), bei Wurzach (14. April), bei Böblinaen (2. Mai), bei Engclstadt (2, Juni) und bei Würzburg (4. Juni). Der Aufruhr ward vor dem Schlüsse des Jahres 1525 in aÄcn Gegenden des südlichen Deutsch- lands gedämpft. Man rechnet Hunderttausende, die in dieser Rebellion von beiden Seiten das Leben verloren haben. Nicht gewarnt durch zahllose Aufstände und die wildesten Gewalt- thaten, traten allniählig auch mehrere Reichsfürsten zur Irrlehre Lu- ther's über, während sich andere für die Meinungen Calvin's er-
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Titel
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Autor
Leopold Haßler
Verlag
Ignaz Klang
Ort
Wien
Datum
1842
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
12.31 x 20.0 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Babenberger, Habsburger, Monarchie
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort III
  2. Einleitung IX
    1. Allgemein IX
    2. Einteilung Geschichte X
    3. Literatur X
  3. Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
    1. Älteste Schicksale 1
    2. Römerzeit 2
    3. Völkerwanderung 5
    4. Karolingisches Zeitalter 10
    5. Magyarisches Zeitalter 12
    6. Erneuerung Mark 16
    7. Babenbergisches Haus 17
    8. Literatur 18
  4. Erste Periode (983-1246) 19
    1. Leopold I. 19
    2. Heinrich I. 20
    3. Albrecht I. 21
    4. Ernst der Tapfere 23
    5. Leopold III. 25
    6. Leopold IV. 26
    7. Leopold V. 29
    8. Heinrich II. 31
    9. Landes ob der Enns 35
    10. Leopold VI. 36
    11. Herzogtum Steiermark 40
    12. Friedrich I. 44
    13. Leopold VII. 44
    14. Herzogtum Krain 51
    15. Friedrich II. 52
    16. Literatur 63
  5. Zweite Periode (1246-1283) 65
    1. Friedrich der Streitbare bis Albrecht I. 65
    2. Literatur 79
  6. Dritte Periode (1283-1522) 80
    1. Haus Habsburg 80
    2. Albrecht I. 81
    3. Friedrich der Schöne 89
    4. Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
    5. Herzogtum Kärnten 104
    6. Rudolph IV. 105
    7. Tirol 108
    8. Albrecht III. und Leopold III. 109
    9. Albrecht IV. 116
    10. Albrecht V. (Albrecht II.) 117
    11. Ladislaus Posthumus 123
    12. Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
    13. Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
    14. Maximilian I. 153
    15. Karl V. und Ferdinand I. 168
    16. Literatur 169
    17. Anhang 172
  7. Vierte Periode (1522-1740) 221
    1. Ferdinand I. 221
    2. Ferdinands I. Söhne 240
    3. Fortsetzung: Erzherzog Ferdinand II. 249
    4. Fortsetzung: Erzherzog Karl II. 250
    5. Rudolph II. 252
    6. Mathias 259
    7. Ferdinand II. 263
    8. Ferdinand III. 296
    9. Leopold I. 307
    10. Joseph I. 347
    11. Karl VI. 353
    12. Mailand 373
    13. Mantua 374
    14. Toscana 375
    15. Literatur 376
  8. Fünfte Periode (1740-1838) 378
    1. Maria Theresia 378
    2. Joseph II. 412
    3. Leopold II. 424
    4. Franz II. 429
    5. Ferdinand I. 492
  9. Sach-/Namensregister 494
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