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Vierte Periode 1522-^ l74o. 229
begabt mit einem kalten Urtheile, stets Herr seiner selbst) lebte er ganz dem
Wohle seiner Völker, und siegte leicht über Hindernisse. Er kannte die
Menschen, und wußte sie zur Beförderung des Glückes seiner Unterthanen
zu gebrauchen. Voll der Lieb: für Kunst und Wissenschaft, begünstigte er
Künstler und Gelehrte. Groß erscheint Carl V. im Glücke, größer noch im
Unglücke.
Seit dem Tode seines Bruders machte Kaiser Ferdinand I. sich
es zur wichtigsten Angelegenheit, den abgeschlossenen Religionsfrieden
im Deutschen Reiche zu erhalten. Zugleich erwartete er die Ausglei-
chung der Kirchenstreitigkeiten von den Ausspriichen des Tridentinischen
Concils, welches seine mehrmahls unterbrochene Sitzung bis 1564
fortsehte. Seitdem wurden bleibende päpstliche Nunciaturen zu Wien,
Brüssel, Cölu und kuzcrn errichtet, um über die Befolgung der Be-
schlüsse des Concils zu wachen.
Leider hatten die Irrlehren Luther's, welche die Neuerer durch
Sendschreiben und durch Missionäre zu verbreiten suchten, auch in Böh-
men, in Oesterreich, in Tirol und in der Steyermark viele Anhänger
gefunden; doch blieb durch die Fürsorge Ferdinand's I. die katholi-
sche Kirche die herrschende in allen Erbländern des Ocsterreichischen
Hauses.
Die Jesuiten, welche sich damals durch den Unterricht der Jugend
hervorzuthun, und allenthalben mit einem glänzenden Erfolge gegen
den Protestantismus zu kämpfen ansingen, berief Ferdinand I., auf
die Bitte der katholischen Stände Böhmens, nach Prag, uud räumte
ihnen das verlassene Dominikaner-Kloster zu St. Clemens alsCollegimn
ein, wo sie seit 1562 Lateinische und Griechische Sprache, Dichtkunst,
Beredsamkeit, Philosophie und Theologie lehrten. Auch zu Tyrnau in
Ungarn, zu Wien und zu Innsbruck stiftete Ferdinand I. große Je-
suiten-Collegien.
Hierbei entwickelte der berühmte Pe t rus Can is ius eine seltene Thätigkeit,
der erste Provinzial der Jesuiten in Deutschland, und der Verfasser des noch
bestehenden großen christkatholischen Katechismus.
Kaiser Ferdinand I. verbesserte in seinen Erbländern alle Zweige
der öffentlichen Verwaltung, und sorgte mit Eifer für eine zweckmäßige
Einrichtung des Gerichtswesens. Insbesondere errichtete er (1548) zu
Prag für Böhmen und dessen Ncbenländer das erste Appellations-Gericht>
dem der, durch Kenntuisse und Gerechtigkeitslicbe ausgezeichnete, L a-
dis laus Popel vou Lobkowitz als Präsident vorgesetzt ward.
Wie in Böhmen und Ungarn, so sah Ferdinand seinen geliebten
Sohn, den trefflichen Mar im i l i an , auch als Römischen König ge-
krönt. Eine abzehrende Krankheit endigte sein Leben am 25. Juli 1564.
Beinahe drei und vierzig Jahre hatte er die Bürde der Regierung getra-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494