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Vierte Periode l522—t?40. 242
seinen Entschluß nicht erschüttern. Vor Zorn und Verdruß darüber außer
sich, starb Soliman, welcher zuletzt 4000 Dukaten aufZriui's Kopf
gesetzt hatte, den 4. September 4566 an der Lagerseuche.
So entmuthigt waren durch den schlechten Fortgang der Belage-
rung und durch den erlittenen Verlust die Türken, daß der Großwesir
Mehmed Sokolowich, ein Croatischer Renegat, damit er nicht er-
mordet werde, oder die Armee auseinander laufe, des Sultans Tod
sorgfältig verheimlichte.
Alle Aerzte, die dem verstorbenen Großherrn beigestanden, wurden erdrosselt,
und die Leiche in einer halb verhüllten Sänfte öfters zur Abendzeit durch die
Reihen der Soldaten getragen.
Endlich gelang es den Türken, das äußere Schloß in Brand zu
stecken. Zrini flüchtete mit den Seinigen in das innere. Vergeblich suchte
der Türken ganzes Fußvolk mit ihm zugleich in das Thor der innern
Burg zu dringen. In dieser war aber weder Muud- noch Kriegsuor-
rath, und der längere Besitz derselben ganz abhängig von dem äußeren
Schlosse. Da unternahmen die Türken am 7. September einen allgemei-
nen Sturm. Schon fiel das Feuer iu des Grafen Gemächer; die Burg
brannte. Jetzt versammelte Zrini die Seinigen. Ohne Panzer, nur mit
Helm, Schild und Säbel trat er unter sie: »Gedenkt,« rief er, »eures
Eides! Wir müssen hinaus. Oder wollt ihr hier verbrennen, wollt ihr
verhungern? So laßt uns sterben als Männer. Ich gehe voran, thut,
was ich.« Damit stürzte er die Schloßbrücke hinaus, seine sechshundert
Krieger ihm nach und hinein unter die Hunderttausende von Türken.
Bald traf ihn der erste, dann ein zweiter Schuß; er siel uud kämpfte,
bis der dritte Ungarns Leonidas tödtete. Alle die Seinigen kamen um,
zum Theile zurück gedrängt in das brennende Schloß. Aber hier spran-
gen plötzlich die verschiedenen Pulverkammern in die Luft, und eine große
Zahl Türken wurde zerschmettert. Ueber 20,000 Mann hatte die Beta»
gerung dem feindlichen Heere gekostet.
Der Ianitscharen-Aga, Ali Pascha, ließ Zrini's Kopf auf einer Stanze
vor dem Gezelte des Sultans aufstellen. Edler handelte der Großwesir,
welcher das furchtbare Haupt durch seinen Bruder, Mustapha Soko-
lowich, des Kaisers Feldherrn, dem Grafen von Sa lm, nach Raab über-
schickte, mit einem Schreiben voll Rührung über Zrini 's Heldentod, Kai-
ser Mar imi l ian 's ganzes Heer wohnte dem feierlichen Scelenamte bei.
Ein treuer Diener brachte des Grafen Haupt in das Kloster der heiligen
Helena bei Tschatkathurn. Dort ruht es neben Kathar ina Fran-
gepan, seiner ersten Gemahlin, neben einer Tochter und drei Söhnen,
die ihm vorangegangen sind.
Selim l l . , Sol ima n's Nachfolger, war weniger kriegerisch, )
und ging (1568) mit Mar imi l ian II. einen achtjährigen Waffenstill-
stand auf den damahligen Besitzstand der Länder ein, welcher 1575 auf
weitere acht Jahre verlängert ward. Dieser Waffenstillstand zwischen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494