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Vierte Periode 1522 —1?4o.
Geschäften hatte Maximi l ian I I . eine solche Gewandtheit und Uw«l-
drossenheit, daß der Reichs-Vicekanzlcr Weber mit Recht von ihmscqte:
„Wann der Herr sollt seyn ei» Secretarius oder Kanzler worden, tr hett
uns Schreibern allen ein Schand angethan. Seine Räte sammentlich sind
Schiller gegen ihn, er weiß mehr, dann sie alle zusammen.« Wie sein Ihn-
Herr gleiches Namens sprach Max imi l ian gern von Unsterblichkeit, und
sah mit der Ruhe und der Ei gebung eines wahren Christen seinem Todemt-
gegcn. Der Vergänglichkeit des Irdischen sich zu erinnern, führte er, s,lbst
auf seinen Reisen, stets einen Schedel bei sich. Als einer seiner Räth! zu
seinem siebenmahl siebenten Geburtstage ihm Glück wünschte, weil er diises
Stufenjahr des menschlichen Lebens erreicht habe/ erwiederte der Kaiser'-
»Jedes Jahr ist dem Menschen ein Stufenjahr, ich halte mich in jedem reif
zum Sterben !«
Vor seiner Verbindung mit Mar ia , der durch ihre Frömmigkeit
ausgezeichneten Tochter Kaiser Carl's V., lebte Marimi l ian im
morganatischer Ehe mit der Gräfin Anna von Ost»Friesland.
Die in dieser Ehe erzeugte Tochter, Helena Scharsegin, ein Muster vom
Schönheit und Verstand, wurde an den Hofkriegsrath Andreas Eber-
hard Rauber zu Thalberg und Rein eck vermählt, der ihre Hawb
in dem berühmten Sackkampfe gewann, welcher auf dem Tummelplatze z>u
Grätz im Beiseyn des ganzen Hofes Statt fand. Der Freiherr von Rauberr,
ein Riese an Größe und Stärke, dessen schöner, mit vieler Sorgfalt gepfleg-
ter Bart, der Sage nach, fünfthalb Schuh maß, steckte nach Kampfesvon'-
schrift seinen Gegner, einen nicht minder kräftigen Spanischen Ritter, miit
vieler Mühe in einen Sack, und legte ihn zu den Füßen seiner dadurch erc«
rungenen Braut nieder.
Aus der beglückten zweiten Ehe M arim il ian's sproßten fünfzehm
Kinder^ von welchen die Prinzen Ferdinand, Friedrich unld
Carl in der Wiege, und drei Prinzessinnen in ihrer Blüthe verwelktem.
Bald nach dem Tode des Vaters verblich der hoffnungsvolle Wenzel
in seinem siebzehnten Jahre. Außer diesem Prinzen hinterließ Mar i mii-
lian fünf Söhne: Nudolph (noch bei Lebzeiten des Vaters zum Kö)'
nig von Ungarn und Böhmen gekrönt), Ernst (Statthalter'derNiedero
lande), Mathias (nachher Kaiser), Mar imi l ian (TitularKöniag
von Pohlen, dann Hoch- und Deutschmeister), Albert (Gemahl derr
Infantiu Isabella Clara Gugcnia von Spanien und Herr derr
Niederlande. )
Von" den drei Erzherzoginnen, welche den Kaiser überlebten, ward An>mall,
einst an den unglücklichen Don Car los versprochen, die Gemahlin Ph)i i-
l ipp'sl l . von Spanien, »nd pflanzt« durch ihren Sohn, Phi l ip pIII.,, !di>ie
altere Habsburgische Linie fort. Die zweite Tochter Maximi l ian 's, Elns'«a-
beth, eine ausgezeichnete Schönheit, war mit dem König von Frankreiichh,
Carl IX., vermählt. An einem llppigenHofe wußte sie die Reinheit iHrce-er
Sitten zu bewahren. Nur zwanzig Jahre bei dem Tode König Carl's a,ltlt,
blieb sie dem Versprechen treu, das sie dem verstorbenen Gemahl gegeben hiallteie,
schlug die Hand Heinrich's III., Phi l ipp's I I . und anderer Fiwstteien
aus, und starb in dem von ihr gestifteten Kloster zu Wien (22. Iä'mmeier
1592). IhreSchwester Ma rg arctha folgte ihrem Beispiele, verwe,g,erttcte
ihrem Schwager, Ph i l ipp II. , die Hand, und starb als Nonne (5. 5Zml>>li
1635). Auch die Witwe Maximi l ian 's , die Kaiserin Mar ia , ewdeetete
ihre Tage in einem Kloster bei Madrid (26. Februar 1602).
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494