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Vierte Periode l522—l?4o. 23?
fahr eine« allgemeinen Krieges, der nur durch den Tod Heinrich's IV.
von Frankreich unterblieb, welcher bereit«, froh über eine Gelegenheit,
die Oesterrclchische Macht schmälern, und für seinen ewigen Frieden Stücke
uom linken Rheinufer abreißen zu können, mit dcr protestantischen Union
in Deutschland ein Nündniß geschlossen hatte.
In den Desterreichischcn Erbländcrn hatte während des Türken«
krieges die Irrlehre Luther's immer mehr um sich gegriffen. Die
protestantischen Prediger ließen allenthalben ihrem unbedachtsamen
Eifer freien Lauf, donnerten wider den Papst und die Mönche. regten
die Leidenschaften ihrer Zuhörer auf, und zogen durch die Heftigkeit
, ihrer Reden eine Menge Volkes herbei. Die Anhänger der neuen Lehre
brachten überdieß jedes Mittel in Nnwendung, immer mehr katholische
Kirchen und Schulen an sich zu ziehen. Auf die dringenden Beschwer-
den, welche die Katholiken hierüber erhoben, veibotKaiscr Rudolph II .
in Oesterreich allen protestantischen Gottesdienst, und verwies in Böh-
men die Reste der Mährischen Brüder (Picarditen) aus dem Lande;
allein die Protestanten wirkten diesen Anordnungen mit vereinigten Kräf»
ten entgegen^) und w,ilder Partcigeist zerrüttete die Bande der Unter-
würfigkeit, des Vertrauens und dcr Licbe in allen Verhältnissen. In
dieser traurigen Lage, gedrängt von allen Seiten, überließ endlich
Kaiser Rudolph II. seinem Bruder Ma th ias , als nächstem
Erbfolger, die Regierung von Oesterreich, Mähren und Ungarn
(29. Juni 1608); doch der neue Köuig mußte vor seiner Krönung den
Ungarischen Protestanten wichtige Forderungen zugestehen, und die
Oesterreichischen erzwängen von ihm, durch trotzige Verweigerung der
Huldigung, die sogenannte Capitulations-Resolution, und mit ihr die
unbedingte Glaubensfreiheit. Diese Vorgänge in Ungarn und Oester-
reich wirkten zurück auf Böhmen und Schlesien, welche Länder sich
Rudolph II. vorbehalten hatte. Die protestantisch-gesinnte Partei
der dortigen Stände forderte die Bewilligung freier Religionsübung,
und nöthigte auch in der That dem Kaiser den berüchtigten Majestäts-
brief ab (11. Juli 1609), wodurch den utraquistischen Herren, Rittern
und königlichen Städten erlaubt wurde, nicht nur ihre Kirchen und
Schulen nebst der Prager Universität zu behalten, sondern auch neue
zu erbauen, ein eigenes Consistorium zu errichten, und Glaubens-De-
fensoren zu erwählen. Da der Kaiser hierdurch fast alle Macht aus
den Händen gegeben hatte, führte ihm der Erzherzog Leopold von
der Steuermärkischen Linie, welcher Bischof von Passau und Straß-
burg war, ein Heer von 46,000 Mann zu seiner Sicherheit zu, wor-
über in Prag ein großer Tumult entstand. Hierauf trat Rudolph II.
seinem Bruder Math ias , der mit bedeutenden Streitkräften herbei«
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494