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Vierte Periode 1522—1740.
kostbaren Geschützen und alten Kriegsrüstungen wurde aufSchiffen von Prag
eben dahin gebracht.
Bei diesem Umschwünge der Dinge, welcher im Laufe eines Jahres
die Uebermacht den Protestanten in die Hände gab, wurden Unterhand-
lungen gepflogen mit Wal len stein wegen Wiederannahme des Com-
mando's. Der Uebermüthige nahm den Feldherrnstab nur unter Bedin-
gungen an, welche ihn über die Stellung eines Unterthanen hinaus zum
unumschränkten Herrn des Krieges und zum Dictator des Kriegsschau-
platzes erhoben. In keine fähigeren, aber in auch keine gefährlicheren
Hände konnte so große Gewalt gelangen. Unbefriedigt durch allen Glanz
der übertragenen Hcerführung wie der herzoglichen und reichsfürstlichen
Würde, brütete Wal len st ein bereits über Pläne einer selbsiständi-
gen Hoheit. Wie durch einen Zauberschlag erstand um ihn ein mächtiges
Heer. In der größten Schnelligkeit sammelte er seine alten Freunde,
theilte Geld mit vollen Händen aus seinen Gassen unter sie aus, und
sandte sie nach allen Seiten hin, Völker zu werben. Kaum war es ruch-
bar geworden, daß er wieder ins Feld ziehen wollte, so strömten die
Krieger scharenweise seinen Fahnen zu.
Bauern verließen den Pflug, Handwerker ihre Werkstatt, üm da« unsicher
und kümmerlich gewordene Fiicdcnsgewcrbe gegen das qewinnreiche Knegs-
leben zu vertauschen. Außer der Aussicht auf Beute lockte der ansehnliche
Sold; denn der Wallenstein'sche schwere Reiter erhielt neun Gulden, der
leichte sechs, der Fußgänger vier Gulden monathlich, und außer dem täglich
zwei Pfund Brot, ein Pfund Fleisch, und zwei Maß Bier oder eine Maß
Wein.
Binnen drei Monathen waren 40,000 Mann schlagfertig um Wal-
lenstein versammelt, ein stärkeres Heer als jenes, welches T i l l y
bei Leipzig eingebüßt.
Aber die Thaten Wallenstein's entsprachen der Erwartung
nimmer, welche ein so imposantes Vorspiel geweckt hatte. Der Krieg war
dem von Herrschsucht Glühenden jetzt nicht die Hauptsache, sondern
bloß Mittel zu seinem bösen Zwecke. Doch trieb er die Sachsen aus Böh-
^ .men (1632), und wandte sich darauf gegen den Schwedischen König,
^welcher von den vereinigten Heermassen Wallenstein's uud des
Churfürsten von Baiern überrascht, in Nürnberg eine eilig befestigte
Stellung nahm. Auch Wal len st ein, jetzt 60,000 Mann zählend, bezog
ein stark verschanztes Lager im Angesicht der Stadt. Die Augen Deutsch-
lands und Europa's wandten sich bange nach den Ufern der Pegniz,
wo die zwei größten Heerführer des Zeitalters mit gleich furchtbaren
Strcitmassen einander im Angesicht standen, und jeder Tag die ent-
scheidende Schlacht bringen mochte.
Fast drei Monathe standen die Heere sich gegenüber, da beschloß
Gustav Adolph den Angriff. Aber vergebens stürmte er den gan-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494