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Vierte Periode l522—i?4o.
gebrochen, habe sein Fußvolk zum Weichen gebracht, und über die Stra-
ße zurück gedrängt. Sofort setzte er sich an die Spitze des Stenbock'-
schen Regiments, um den Geworfenen zu Hilfe zu eilen, aber dem allzu
rasch Voransprengenden konnten nur der Herzog Franz Albrecht
von Lauen bürg mit seinem Stallmeister, der Kammerherr von
Truchseß, der Page August von Leubelf ing und zwei Leib-
knechte folgen. So gerieth er in das Gewühl des Kampfes; von den
beiden Dienern ward der eine getödtet, der andere verwundet; des Kö-
nigs Pferd erhielt einen Pistolenschuß durch den Hals, ein anderer zer-
schmetterte ihm selbst den Knochen des linken Arms, worauf er den Her-
zog von Lauenburg bath, ihn aus dem Getümmel zu führen. Aber
in demselben Augenblicke ward Gustav Adolph im Rücken zum zwei-
tenmahl durch einen Pistolenschuß so getroffen, daß cr vom Pferde sank.
Betäubt und voll Schrecken, gab der Herzog von Lauenburg seinem
Pferde die Sporne, das eigene Leben zu retten. Nur Leubelf ing
blieb bei dem gefallenen Helden, aber der achtzehnjährige Jüngling be-
mühte sich vergebens den König fortzubringen. Auch dieser treue Page
ward so schwer verwundet, daß er fünfTage nach der Schlacht in Naum-
burg starb.
D» Gustav Adolph mitten im heftigsten Schlachtgetümmel, von so weni:
gen der Seinen umgeben, fiel; s« sind über seinen Tod sehr verschiedene Ge-
rüchte ln Umlauf gekommen. Viele haben behauptet, der König von Schwe-
den sey von dem Herzog von Lauenburg verrätherisch ermordet worden.
In dem Wankelmuthe des Herzogs, der während des Krieges bald in Schwe»
bischen, bald in Sächsischen, bald in kaiserlichen Diensten stand, liegt aller-
dings ein Anlaß zur Entstehung dieses Gerüchtes; aber, alle Umstände wohl
erwogen, muß man dem Urtheile beistimmen, welches Rühs in seiner Ge-
schichte Schwedens fällt. »Nur die Neigung der Menschen,« saqt er, «die in
dem Schicksale außerordentlicherMenschen immer einen ungewöhnlichen Gang
zu finden wünscht, das Mißtrauen der Schweden gegen die Deutschen, und
endlich eine gewisse Zweideutigkeit, die unverkennbar in dem Leben des Her-
zogs von Lauenburg ist, haben einem verlaumderischen Gerüchte Glauben
verschafft, das eben so wenig innere Wahrscheinlichkeit als äußere Zeugnisse
fürsich hat.« Die neuesten Forschungen haben diese Ansicht vollkommen bestätigt.
Der Kammerherr von Truchseß meldete dem Herzoge von Wei-
mar den Tod des Königs, welchen dessen zurückkommendes blutiges
Pferd bald auch allen Kriegern bekannt machte. Bernhard durcheilte
die Reihen des Heeres, belebte durch Zuruf den Rachedurst der Schwe-
dischen Scharen, und führte sie zum zweitenmahl über die Gräben.
Unter furchtbarem Gefechte drangen sie überall vor, und hatten auf
dem linken Flügel den Windmühlenberg, den Schlüssel der, ganzen Stel-
lung, bereits erstiegen, als Pappenheim zwischen zwei und dreiUhr
mit seinen Reitern anlangte, und die Schlacht wieder herstellte. Erwarf
sich mitten in den rechten Flügel der Schweden, brennend vor Begierde,
persönlich gegen den berühmten Gegner zu kämpfen, der nicht mehr un-
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494