Seite - 306 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 306 -
Text der Seite - 306 -
g«s Vierte Periode <522—l
und Völkerrechte, aus der Geschichte und Erdkunde .öffentlich vertheidigt
oder angefochten. Er sprach vollkommen die Deutsche, Italienische, Spa-
nische und Böhmische Sprache, und verstand die Französische und Ungari-
sche. Er redete insbesondere die Böhmische Sprache gern und vortrefflich,
und wenn er dem Gottesdienste in Prag beiwohnte, sang er ein altes Böh-
misches Kirchenlied, woran die Andacht des Volkes vorzüglich hing, mit
lauter Stimme mit. Selbst der peinliche Zustand seiner Gesundheit in seinen
letzten Lebensjahren konnte seine Thätigkeit in den Geschäften nicht ermüden.
«Mit Gottesfurcht und Recht!« war sein Wahlspruch, und er blieb ihm so
sehr treu, daß er alle zu seiner Kammer Gunsten erfolgten Urtheilssprüche
nochmahls durch eigene Commissionen untersuchen ließ. In Ertheilung der
Audienzen besaß er ganz die den Fürsten seines Hauses eigene Leutseligkeit
und unermüdbare Geduld. Die Feuerprobe der letzteren Eigenschaft hat er
bestanden, indem er, alle Hindernisse muthig besiegend, eigene Aufopfe-
rungen nicht achtend, nach dreißigjährigem Blutvergießen dem Deutschen
Reiche den Frieden wieder gegeben hat.
Vaterangst gab diesem vortrefflichen Kaiser den Tod. Gs kam
nähmlich in der Burg, dicht an den Zimmern, die der Kaiser und
sein jüngster, drei Monathe alter Prinz Ferdinand bewohnten, eine
Feuersbrunst aus. So wüthend griff die Flamme um sich, daß nur
wenige Augenblicke zur Rettung mehr erübrigten. Der bis auf den Tod
kranke Kaiser war nicht zu bewegen, sich in Sicherheit bringen zu
lassen, bis nicht vorher der Prinz gerettet sey. Da faßte schnell ein Tra-
bant die Wiege, rannte aber damit in der unbeschreiblichen Verwir-
rung so heftig gegen die Wand, daß sie zerbrach, und er mit dem
kaiserlichen Kinde zu Boden stürzte. Ferdinand überlebte diesen
Schrecken nur um wenige Stunden. Er starb am 2. April i657 in
seinem 49^" Jahre, und wurde zu Wien in der kaljerllchen Gruft be«
den Kapuzinern beigesetzt.
Glücklich wie sein Vater in seinen häuslichen Verhältnissen, mußte dieser fromme
Fürst acht Todesfälle in seiner Familie betrauern, unter welchen das Ab-
sterben seines ältesten Sohnes, des bereits zum Römischen König gekrönten
Ferdinand IV,, den die Blattern hinwcgrafften (9. Juli 1654), ihm am
schmerzlichsten war. Sechzehn Jahre verlobte er mit Mar ia Anna, der
Töchter Phi l ipp 's I I I . von Spanien. Mit ihr erzeugte er seinen gleichna:
migen Erstgebornen und seinen Nachfolger Leopold nebst, zwei, in de>
Wiege verstorbenen, Prinzen und zwei Töchter», von welchen die eine, M a-
r ia Anna, die Gemahlin des Spanischen Königs Phi l ipp IV. wurde,
die andere, Mar ia Ehrist ina, bei ihrer Geburt ihrer Mutter das Le-
ben kostete. Nur Einen Sohn gab ihm die zweite heiß geliebte Gemahlin,
Mar ia Leopoldine, die Tochter des Erzherzogs Leopold von T i -
rol, Sie starb im siebzehnten Jahre ihrcs Lebens an den Folgen der Ge:
burt ihres Erstlings, Carl Joseph's, der schon in seinem fünfzehnten
Jahre als Deutschmeister und Bischof von Passau und Olmütz verblühte
(2?. Jänner 1664). Den schweren Verlust der blühenden Gattin ersetzte dem
Kaiser seine dritte Gemahlin, die Herzogin Eleonora von Mantua,
welche durch Scharfblick und Fürstensinn ungetheilte Bewunderung erregte.
Zwei Kinder aus dieser Ehe starben in ihrer Kindheit, zwei Töchter über-
lebten den Noter. Die eine, Eleonora Mar ia , ward zuerst Gemah-
lin des Pohlnischen Königs Michael Koribut, dann des Herzogs Car l
von Lothr ingen, die andere, Anna Iosepha, ward Gattin des
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494