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3tV Vierte Periode l522-t?4o. .
senden Diener ins Gefängniß werfen, weil in seinem Hause ein Dieb-
stahl begangen worden war. Der Diener entdeckte dem Bürgermeister
von Grätz, was er wußte, und Tattenbach ward hierauf gefangen
gesetzt. In seinem Hause fand man 60N0 Gewehre. Der ganze Zusam-
menhang der Verschwörung wurde dem Kaiser durch den Dragomau der
Pforte bekannt. Zr ini und Frangcpan sielen nun dem General
Spankau, dcr sie zu Czakathurn eingeschlossen hatte, in die Hände,
und Nadasdi ward auf seinem L.andgute zu Pottcndorf gefangen ge-
nommen. Der junge Rag oczy unterwarf sich dem Kaiser. Für ihn
fiehtc seine Mutter, Sophie von Vathor, die mit edler Treue, den
Sohn warnend und abmahnend, am Kaiser hing, um Guade, und er-
hielt sie auch. Den widcrspänstigcn Anhang Nagoczy's in Kaschau,
12,NN0 Köpfe stark, zerstreute dcr General Graf Spork. Wessclc-
ni's Witwe, Mar ia Szetsi, hielt in ihrem Schlosse Murany eine
Belagerung aus; sie ergab sich jedoch bald den Waffen Herzog Carl's
von Lothring eu. Im Schlosse Murany fand mau außer Waffen
noch eine Menge Briefschaften, aus welchen man viele Mitschuldige ken-
nen lernte. Darunter war auch Stephan Tököly, der sich in sei-
nem Schlosse Kusz wider das kaiserliche Heer vertheidigte. Er starb je-
doch bald, und seiu Sohn, Emerich Tököly, flüchtete sich durch
einen unterirdischen Gang nach Siebenbürgen.
Nach der glücklichen Unterdrückung dieser Verschwörung wurde Ge-
richt über die Schuldigen gehalten. Das von dem kaiserlichen Gerichte
gefällte Urtheil wnrde dem Kammcrgerichtc zuSpcier und den Hochschu-
len von Leipzig, Tübingen und Ingolstadt mitgetheilt. Es kam mit dem
Gutachten zurück, daß die Häupter der Verschwörung die Todesstrafe
auf dem Scheiterhaufen mit entehrenden Martern nach dem Gesetze zn
erdulde« hätten. Diese Strenge ward jedoch gemildert, und die Hin-
richtung mit dein Schwerte vollzogen. Zr in i und Frangepan wur-
den zu Neustadt, und an demselben Tage Nadasdi zu Wien enthaup-
tet. Tattenbach erlitt einige Monathe später dieselbe Strafe zu Grätz.
Noch 3N0 Mitschuldige, die größten Theils Protestanten von Ungari-
schem Adel waren, wurden hingerichtet oder des Landes verwiesen, und
eine strenge Untersuchung gegen die protestantischen Prediger angestellt.
Unglücklicher Weise wurde Kaiser LeopoldI. um diese Zeit (it>72)
in einen Krieg mit dem Könige Ludwig XIV. von Frankreich ver-
wickelt, und mußte den größten Theil dcr Kricgsvölker aus Ungaru
an den Rhein ziehen. Dieß gab den Ungarischen Mißvergnügten ncuen
Muth. Graf Emcrich Tököly stellte sich an ihre Spitze, und bot
alle Kräfte auf, um die ganze Macht Sultan Mohamed's IV. wider
den Kaiser zu bewaffnen. '
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494