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Vierte Periode l522—t?40.
gen; die Zeughäuser waren bei weitem nicht genug mit jeder Art Kriegsuor-
rathes versehen; und dieses Alles ersetzten das Genie, die Kraft und dic Thä-
> tigkeit Starhemberg's in fünf Tagen.
Am 43. Juli Morgens näherten sich feindliche Reitermasscn der
Stadt, wurden aber durch ein heftiges Feuer bald zum Rückzüge ge-
bracht. Darauf licß Starhemberg die Vorstädte, aus welche» die
meisten Einwohner schon früher sich und ihre beste Habe in die Stadt ge-
rettet hatten, anzünden, und in wenigen Stunden loderten sie in hellen
Flammen auf.
Der ungeheure Vrand ließ für die Stadt selbst hohe Gefahr besorgen / hätte
nicht auch dafür Starhemberg's unermüdliche Sorgfalt gewacht.
Erst an diesem Tage Abends langte das zur Besatzung bestimmte
Fußvolk an. Nun hatte Starhemberg von dem kaiserlichen Heere
13,900 Mann unter seinem Befehle, welche von 8000 Bürgern und Stu-
denten unterstützt wurden. Von der übrigen, 60,000 Köpfe zählenden,
Bevölkerung waren noch 12,000 Männer bewaffnet, und zum Dienste
bereit. Unter den Häuptern der Stadt verewigte sich ganz vorzüglich
der damalige Bischof von Neustadt, Graf Leopold Kollonltsch,
der sich als Maltheser schon im Kandiotischen Kriege mit und neben
den Vcnetianern ausgezeichnet, und mit eigener Hand ein Türkisches
Kriegszeichen erobert hatte. Er selbst führte die saumselige Mann-
schaft auf die Posten, sammelte für die Kranken und Armen Lebens,
bedürfnisse und Geld, und überhaupt zeigte sich in seinem Wirken ein
Geist, welcher dem Muthlosesten keine Entschuldigung, und dem Beherz-
testen noch immer Nacheiferung übrig licß.
Der erste Tag der Belagerung wäre'gar bald auch der letzte gewor-
den, indem eine Feuersbrunst, die sich durch die Gewalt des Windes
aus der Vorstadt Rossan bis in die Stadt verbreitete, zugleich mit dem
Zeughause die dort befindlichen Pulvervorrüthe zu ergreifen drohte. Aber
der Hauptmann Graf Guido Starhemberg und der Zeuglieute-
nant Kumbert, zugleich mit dem Bürgermeister Licbenberg und
dem Oberkämmerer Foky, erbrachen die versperrten Pforten, löschten
selber mit außerordentlichem Muthe den schon brennenden Gang, und
trieben die mitgebrachten Handwerkslcutc an, die bereits vom Feuer be-
rührten, zu den Pulvermagazinen führenden Fenster eiligst zuzumauern.
Der mit i'encn Helden hcrbeigeciltcOberbefehlshaber wich nicht eher, als
bis der letzte Schein einiger Gefahr verschwunden war.
Mittlerweile hatte sich der Großwcsir mit seinen Hceresmafsen um
die Stadt gelagert.
Sein aus grüner Seide gewirktes, mit Tapeten von Silber- und Goldsioff
und mit Edelsteinen aller Art reich verziertes Gezelt ragte in der Gegend von
St. Ulrich,hoch empor.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494