Seite - 321 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 321 -
Text der Seite - 321 -
Vierte Pertode 1522—l?40.
auf ward der älteste Sohn des Kaisers, der hoffnungsvolle Erzherzog
Joseph, welcher erst neun Jahre zählte, als Erbkönig von Ungarn
gekrönt (9. Dezember 1687). Die diese Feier begleitende Verkündigung
einer allgemeinen Amnestie für die Vergangenheit, mit Ausnahme Tö»
köly's und derer, die ihm noch anhingen, würde die Beruhigung Un-
garns vollendet haben, wenn nicht der Krieg gegen die Osmanen noch
längere Zeit fortgedauert hätte.
Während das Türkische Heer Empörung wider den Großherrn er-
hob, und den Bruder Mohamed's IV., So l iman !!!., auf den
Thron setzte, öffneten sich die Oesterreichischen Truppen den Weg nach
Belgrad, jener Feste, welche die Heerstraße von Constantinopel nach
Ungarn beherrscht und sperrt. Der Churfürst Max imi l ian Ema-
«uel von Vaiern begann im August 1688 mit dem kaiserlichen
Hauptheere die Bcrennung dieser Stadt. Nachdem er sie drei Wochen
lang aus vierzig großen Geschützen und fünfzehn Mörsern hatte beschie-
ßen lassen, befahl er am 6. September einen allgemeinen Sturm. Ein
furchtbares Gefecht entbrannte, da sich die Türken verzweifelt zur
Wehr setzten, aber obgleich viele der ausgezeichnetsten Führer des kai-
serlichen Heeres,
der Fürst von Liechtenstein, zwei Grafen von Starhemberg und die
Grafen von Schärfenberg, Fürstenberg und Thurn,
im Handgemenge den Heldentod starben, ja der Oberbefehlshaber, der
unter den Vordersten kämpfte, selbst verwundet wurde, erstiegen die
Oesterreicher dennoch die Wälle, und blieben Meister des Platzes, nach-
dem 9000 Feinde gefallen waren. In diesem Feldzuge ward auch das
Castell von Munkatsch erobert, in welchem sich Helene Z r in i , die
Gemahlin Tököly's, drei Jahre lang vertheidigt hatte. Sie wurde
nach Wien gebracht, und einige Zeit nachher ausgewechselt, worauf
sie sich zu ihrem Gatten begab, der noch immer den Osmanischen
Roßschweifen folgte.
Nach dem Falle von Belgrad brachten die Oesterreichischen Heere
Servien, die Walachei, Bosnien und fast ganz Albanien in kaiserliche
Gewalt. Viele tausend christliche Familien erhielten bei dieser Gelegen-
heit die Erlaubniß, sich in den verödeten Gegenden von Slavonien
und Ungarn anzusiedeln. Der Patriarch der Illyrischen Kirche, Arse-
nius Czernowics, erhielt durch zwei kaiserliche Gnadenbriefe
(1690 den 21. August, dann 1691 den In. August) die Freiheit, eine neue
Kirche des Griechischen Ritus in Slavonien und Ungarn zu stiften, und
führte aus allen Gegenden des Türkischen Gebiethes eine Menge Ser-
vischer Familien in die Ungarischen Länder, welche unter dem Namen
der Raizen (Raszen) bis auf den heutigen Tag daselbst wohnen. Das
21
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494