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Vierte Periode l522—1740. 83?
Theilungsvertrage, der am 41. October 4698 zwischen Frankreich und
den Seemächten abgeschlossen ward. Vermöge desselben wutde Spanien
mit den Niederlanden und den Colonien dem Churprinzen Joseph Fer-
dinand von Baiern zugesichert; dem Dauphin von Frankreich be-
hielt man das Königreich beider Sicilien nebst den Toscam'schen Häfen
vor, ingleichen die Markgrafschaft Finale und die Provinz Guipuzcoa;
der Erzherzog Car l , Sohn d, es Kaisers, sollte das Herzogthum Mai-
land bekommen.
König Car l I I . von Spanien war mit Recht über diese eigen-
mächtige Verfügung Frankreichs und der Seemächte entrüstet, und wollte
von einer Theilung seines schönen Reiches nichts wissen; allein er ließ
sich zu einem Testamente bewegen, in welchem er, mit Außerachtlassung
der Rechte der jüngeren Linie seines Hauses, dem Churprinzen von
Baiern das Ganze vermachte. Diese letztwillige Anordnung zog übrigens
keine Folgenl«ch sich» indem wenige Monathe nachher, in seinem sie-
benten Lebensjahre, der Churprinz starb (6. Februar 4699).
Zwischenden Seemächten und Ludwig XIV. kam bald darauf ein
zweiter Theilungs-Tractat zu Stande (3. März 1700), nach welchem
der Dauphin außer dem Königreiche beider Sicilien und der Provinz
Guipuzcoa noch Lothringen erhalten, der Herzog von Lothringen durch
Mailand entschädigt werden, und Spanien nebst Indien und den Niederlan-
den dem ErzherzogeCarl anheimfallen sollte. Ludwig that alles ihm
Mögliche, von dem Hofe zu Wien dessen Zustimmung zu diesem neuen,
für Frankreich.ungemein vortheilhafte» Theilunas-Tractate zu erhalten.
Er schickte einen eigenen Vothschafter dahin, der aber, da Leopold
nicht geneigt war, aufsein gutes Recht zu verzichten, mit seiner Unter-
handlung scheiterte.
Seitdem nahm diese Angelegenheit in Madrid eine Wendung, die
den Rechten des Wiener Hofes gerade entgegen stand. Der Französische
Gesandte am Spanischen Hofe, der schlaue Marquis von Harcourt,
brachte es nämlich dahin, daß Car l I I . auf dem Todtenbette ein Te-
stament unterschrieb (2. October 4700), indem Phi l ipp von Anjou
zum alleinigen Erben der gesammten Spanischen Monarchie eingesetzt war.
Wenige Wochen darauf, am 4. November 1700, starb König Car l I I .
im IyNen Lebensjahre.
Auf diese Weise war Ludwig XIV. zu einem Ziele gelangt,
hinter welchem alle Vortheile, die der Theilungsvertrag verheißen hatte,
weit zurück standen. Nur blieb der vorauszusehende Unwille Oesterreichs
und der Seemächte bei dem erschöpften Zustande Frankreichs so bedenk,
lich, daß Ludwig dennoch in Ueberlegung zog, ob er das Testament
annehmen solle oder nicht. Nach einigem Bedenken entschied er sich für
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494