Seite - 340 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 340 -
Text der Seite - 340 -
340 Vierte Periode 1522 —l?40.
ge« bald eine gewisse Festigkeit, und die bleiche Farbe seines länglichen Ge-
sichts verwandelte sich in eine männliche Bräune. Er hielt den Körper sehr
gerade, und faßte jeden, der mit ihm redete, scharf ins Auge. Seine
Stimme war beim Commandiren stark, lebhaft und vernehmlich, außer-
dem sprach er bedächtig und langsam. Die Nase war lang, die Augen
schwarz und feurig. Den Mund mußte er beständig offen halten, weil er
(wie später Friedrich I I . von Preußen) die Nase unaufhörlich voll Spani-
schen Tabak« stopfte, womit auch Weste und Busenstrcif reichlich bedeckt wa-
ren. Scin schwarzes Haar ergraute früh, und machte darauf einer gewal-
tigen Wolkenpcrücke, nach damahliger Sitte, Platz.
Gleich bei der Eröffnung des Spanischen Erbfolgekrieges rechtfer-
tigte Eugen die großen Erwartungen, zu denen man durch seine
früheren Thaten berechtigt war. Das kaiserliche Heer hatte sich im
März 1701 bei Roveredo versammelt, und folgte dem Helden mit
blindem Vertrauen auf die Alpeugipfel. Aber hier boten sich der Kühn-
heit Eugens die ersten Schwierigkeiten dar. Alle Pässe waren schon
ienscits von den Franzosen besetzt, und der Marschall Cat inat hatte
gute Hoffnung, daß Eugen wohl wieder würde nach Hause kehren
müssen. Allein diesem zweiten Hannibal war kein Gebirg unübersteiglich.
Ein Berg, Nahmens Balbi, verschloß einen Ausweg, an den kein
Franzose gedacht hatte. Eugen bewaffnete einige Regimenter mit Ha-
cken, Bohrern und Pulver, und in wenigen Tagen war durch die ver-
einte rastlose Arbeit so vieler Hände ein Weg von sechs Meilen in der
Länge und neun Fuß in der Breite durch den Felsen gebrochen, auf dem
man mit Geschütz und Gepäck ohne Schaden hinüber kam. Wo den Pferden
das Ziehen zu schwer ward, legten die willigen Soldaten mit Hand an,
und mit Erstaunen sah Cat inat den ganzen Zug von den Bergen herab
kommen, und ehe er es verhindern konnte, die Ebene von Verona bis
an die Etsch besetzen (28. Mai). Bald täuschte Eugen ihn durch un-
erwartete Wendungen, bald verschanzte er sich so klug, daß er nicht anzu-
greifen war, und zuletzt (?. Juli) übersiel er ihn bei Carpi, und schlug
ihn aufs Haupt. Da mußte Cat inat sich über den Mincio und Oglio
zurückziehen, und Eugen nahm eine treffliche Stellung bei Chiari, wo
er sein Lager meisterhaft verschanzte.
Dieser erste ungünstige Erfolg für die Franzosen verursachte am
Hofe von Versailles große Unzufriedenheit. Man glaubte, daß unter
dem Marschcill von V i l le ro i die Sachen besser gehen würden. Die-
ser erhielt daher den Oberbefehl, und traf am 22. August bei dem Heere
ein. Er hatte den Auftrag zu schlagen, ging deßhalb über den Oglio,
griff den Prinzen Eugen in seinem verschanzten Lager bei Chiari an
(1. Sept.), und wurde so völlig geschlagen, daß dritthalbtausend Fran-
zosen gegen wenige Oesterreicher auf dem Wahlplatze blieben, und ein
allgemeiner Rückzug erfolgte. Beide Feldherren beobachteten sich noch zwei
Monate, und gingen dann in die Winter-Quartiere. Aber selbst im Win-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494