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Vierte Periode l522-^
fährlichenFelsenwegcn gelagert, warfen und schössen sie alle Vorüberzie-
henden nieder. Gin HilfsHaufen Oesterreichischer Truppen, den ihnen der
Kaiser unter dem General Guttenstein zuschickte, machte ihnen noch mehr
Muth, und so kamen sie bewaffnet, unter der Anführung des wackern
Pflegers von Landeck, Mar t i n Sterz inger, zu Tausenden herbei,
besetzten alle Höhen über jenen engen Pässen, durch welche das feind-
liche Heer ziehen mußte, und gaben ein herrliches Beispiel von auf-
opfernder Vaterlandsliebe und Anhänglichkeit an das angestammte Für-
stenhaus, wie ihre Nachkommen im neunzehnten Jahrhunderte es auf
dieselbe Weise gegeben haben. Von allen Felsenspitzen rollten Steine
und Baumstämme, flogen Kugeln auf die Feinde herunter, die, dicht
zusammengedrängt, unkundig der Gegend, und ohne ihr Geschütz brau-
chen zu können, ein sicherer Raub des Todes wurden. Alle Couriere
wurden aufgefangen, und unter den bieder» Tirolern war kein einzi-
ger Verrüther zu finden, um mit Botschaften nach Italien zu dem
Französischen Heere zu gehen. So beschloß man denn in dieser schlim-
men Lage, den Rückzug anzutreten. Dieser war aber noch verderbli-
cher als der Hinmarsch, denn die immer mehr ermuthigten Tiroler
tödteten noch eine große Menge, wofür sich denn freilich die feindli-
chen Rotten wieder in den durchzogenen Dörfern und Städten an den
Weibern und Kindern barbarisch genug rächten.
Alle eroberte» Städte und Schlösser, bis auf Kufstein, mußten wieder «erlas-
sen werden, und so kam der Churfürst Mai inr i l ian Emanucl sehr
kleinmiithig, und nur mit geringen Trümmern des Heeres , mit dem er vor
zwei Monaten ausgezogen war, im Anfange des August wieder in Baiern an.
Vendome war bis Trient gekommen, nnd nachdem er dort lange
vergebens gewartet hatte, mußte er gleichfalls wieder umkehren, um
Nicht von Italien abgeschnitten zu werden.
Im Frühlinge des Jahres 1704 versammelte Mar lborough
sein Heer zu Mastricht, rückte nach Cöln, und von da den Rhein hinauf
nach Cobleuz. Dann ging er, zum Schei» nach Trier, die Mosel hin-
auf, um die Franzosen zu täuschen, und plötzlich wandte er sich hierauf
zurück nach Mainz, und stand in Kurzem, wo ihn Niemand vermuthet
hatte, am Neckar. Hier, bei Heilbronn, kamen Eugen «nd Ludwig
von Baden zu ihm. In dem Kricgsrathe, den nun die drei Feldher-
ren mit einander hielten, wurden sie darin einig, daß Eugen an den
Rhein rücken solle, die Linien bei Stollhofen zu vertheidigen. Mar l -
borough ünd der Prinz von Baden hingegen sollten gemeinschaftlich
in Baiern eindringen. Der Britlische Feldherr zog hierauf von Heil-
bronn nach Ulm, wo Ludwig's Truppen standen, und beide beschlos-'
sen nun, mit vereinigter Macht auf die Franzosen und Baiern loszu-
gehen.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494