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Vierte Periode l522 —
Donau gegangen sey. Beim Recognosciren fanden sie ihn schon in
der Gegend von Höchstädt aufgestellt, und beschlossen sogleich, ihm
eine entscheidende Schlacht zu liefern. Die Franzosen hatten den
Vortheil der bessern Stellung und der weit größern Truppenzahl für
sich, und nur die höchste Nothwendigkeit konnte die verbündeten Feld-
herren bewegen, sie anzugreifen. Aber was nur irgend die vereinte
Klugheit zweier trefflicher Männer und das Vertrauen ihrer Mann-
schaft auf sie bewirken konnte, das ward bewirkt.
Marlborough führte dcn rechten Flügel gegen Tal lard an, während
Eugen mit dem linlen aufdie Naiern eindrang. Mehrmals wurden sie zu-
rück geworfen, aber immer setzten sie sich wieder, und gingen aufs neue
in das fürchterlichste Feuer. Ein Englischer General, dessen Reiter-Re-
giment schon zweimal geschlagen war, lenkte zur Flucht um. Mar i -
borough holte ihn ein, und rief: «Mein Herr, Sie sind im Irrthum,
dort steht der Feind, und Sie dürfen ihm nur das Gesicht zukehren, so
gehört der Tag Ihnen.« 'Beschämt that jener seine Schuldigkeit, und er-
hielt so einen Antheil an dem gemeinschaftlichen Ruhme.
Nach Sonnenuntergang ward die Flucht der Feinde allgemein.
Zwanzigtausend Franzosen und Baiern lagen todt oder verwundet auf
dem Schlachtfelde; 45,000 Mann, unter diesen der Marschall von
Ta l la rd selbst nebst seinem Sohne und 800 Offizieren, waren ge-
fangen. Mit dem Reste setzten der Churfürst und der Graf von
Mars in über die Donau, um sich unter die Kanonen von Ulm und
Memmingen zu flüchten. Die Beute der Sieger war außerordentlich.
Die reiche Kriegscasse, 5000 Wagen mit Lebensmitteln und Kriegs-
bedarf, 4000 Zelte, zwei Schiffbrücken, 140 Kanonen und Mörser,
300 Fahnen und Standarten fielen in ihre Hände. Durch die Schlacht
bei Höchstädt oder Blindheim (13. August 1704) war das feindliche
Heer so gut als vernichtet, ganz Baiern und Schwaben in die Ge-
walt des Kaisers gegeben, und der bisher so hartnäckige Churfürst
Max imi l ian Emanuel durchaus zu Grunde gerichtet. Von die-
sem glorreichen Tage an tönten die Namen Eugen und Marlbo-
rough in tausend Liedern wieder, und Kaiser Leopold, voll ge-
gerechten Dankgefühls gegen die Ueberwinder seiner Feinde, überhäufte
sie mit Würden und Ehren.
Die Sieger selbst krönten ihren Ruhm noch durch menschenfreundliche Sorg-
falt für die Verwundeten, und durch höfliches Benehmen gegen die Ge-
fangenen, Marlborough sagte insbesondere dem tiefgebeugten Mar-
schall von Tal lard über seinen vortrefflichen Charakter verbindliche
Dinge, und als dieser äußerte, er habe die bravsten Truppen von der
Welt geschlagen, erwiederte er lächelnd: »Ich hoffe Ew. Gnaden werden
Diejenigen ausnehmen, welche die Ehre gehabt haben, Sie zu schlagen.«
Mittlerweile warder, zum Könige von Spanien bestimmte Erz-
herzog Car l auf einer Englischen Flotte in Lissabon gelandet, und
wurde in Arragonien, Catalonien, auf den Balearen und von vielen
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494