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Vierte Periode l522»-l
dete in Genua, und erfuhr in Mailand seine durch Eugen betriebene
Kaiserwahl.
Vergebens hatte Frankreich die erste Krone der Christenheit clnem protestanti-
schen Fürsten zuzuwenden gesucht.
Schon am 22. Dezember i? i i ward Car l VI. feierlich zu Frank-
furt als Kaiser gekrönt. Gleich darauf empfing er zu Preßburg die
Krone des heiligen Stephan (als König Carl II.), und beruhigte Un-
garn, das seit dem Ausbruche des Spanischen Erbfolgekrieges abermals
der Schauplatz einer vcrabscheuungswürdigcn Rebellion geworden war.
Tököly's Stiefsohn, der junge Fürst Franz N agoczy, war
zuerst an der Spitze von Räubern und widerspenstigen Bauern aufge-
standen (1697); allein bald traten auch mehrere vornehme Ungarn unter
seine Fahne, und Frankreich säumte nicht, die Empörer mit Geld, Kriegs-
bedarf und geübten Streitern zu unterstützen. Man nannte die zuchtlosen
Hausen der. Nebellen Kurutzen, mit welchen die Hauptleute Nag 0 czy's
nicht nur Ungarn verheerten, sondern auch Mähren, Oesterreich und
Steyermark raubend durchzogen. Nagoczy nahm (1704) den Titel
eines Fürsten von Siebeübürgen an, und ward auf der Versammlung
der Mißvergnügten zu Seczin (1705) zum Herzoge der conföderirten
Stände erklärt, indem man ihn nach antiker Form auf Schilden empor-
hob. Vergebens that Leopold gemäßigte Vergleichsvorschläge; ver-
gebens erneuerte dieselben Joseph I.; Haß, Herrschsucht und Begierde
nach Naub hatten kein Qhr für die Friedeusstimme, uiid das Glück der
Waffen erhöhte den Muth der Verschwornen. Trotz einzelner Unfälle
schwoll ihre Macht. Fast ganz Ungarn und Siebenbürgen, mit Ausnahme
wenigerFcstungen, auch alle Bergwerke und Krongüter sielen in ihre Ge-
walt. Endlich aber wandte die Vorsehung den Sieg, und nun traf die
Rebellen Schlag auf Schlag. Graf Siegbert von Heister, ein
Steycrmärker von außerordentlicher Thatkraft und unerschütterlicher
Treue, war es, welcher mit kaun« geordneten und wenig zahlreichen
Scharen das Heer der Kurutzen, welches mehr als Z0,a00 Streiter
zählt«, aufhielt, dann zurückschlug, endlich in den zwei Gefechten von
Raab und Tyrnau auseinander sprengte. Umsonst suchte Nagoczy,
vom Kriegsglücke verlassen, die Pforte für sich zu gewinnen. Verlorne
Schlachten und die Pest rieben die Reste seines Heeres auf. Neuhäusel
und andere Festungen, die er inne hatte, gingen über. Zuletzt entfloh
er nach Pohlen, nach Frankreich, nach der Türkei, und starb indem
Schlosse Rodosto am Meere von Marmora. Ungarn hatte inzwischen
durch das Schwert und die Pest 200,UU0 Einwohner verloren, und gab
grrn den milden Antrügen Gehör, welche Johann Graf von P a lf fy,
im Namen Kaiser Joseph's !., auf der Versammlung zu Szathmar
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494