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Vierte Periode l522—t?40. 235
gemacht hatte (1711). Der hier geschlossene Vergleich sicherte den Un-
garn allgemeine Amnestie, kirchliche Freiheit für die Protestanten und
Besetzung der Staatsämter mit Eingebornen. Indem Kaiser Car l VI .
bei seiner Krönung diesen Vergleich bestätigte, gab er dem durch die Fol-
gen der Rebellion verwüsteten Königreiche die seit langer Zeit entbehrte
Ruhe wieder.
In dem Ministerium und dem Parlamente von Großbritannien er-
folgte um diese Zeit eine gänzliche, auf den Gang der Spanischen Ange-
legenheiten entscheidend einwirkende Veränderung. An die Stelle der
Wighs, welche seit der Erhebung Wilhelm's von Oranien darln
herrschten, traten plötzlich die Torys. Diese Katastrophe führte den
Sturz des Herzogs von Mar lborough herbei, der als vornehmstes
Oberhaupt der Wighs, an der Spitze der Geschäfte in England stand.
Die Gegenpartei fürchtete ihn, und fand kein besseres Mittel, ihm sei-
nen Einfluß zu nehmen, als den Frieden mit Frankreich. Mau leitete
eine geheime Unterhandlung zwischen den beiden Höfen ein, und das Re-
sultat davon waren die Präliminar-Artikel, welche in London, am
8. October 1711, unterzeichnet wurden. Zum Vorwande des Austrittes
aus dem großen, gegen Ludwig XIV. geschlossenen Bunde nahm Eng«
land die Störung des Gleichgewichts der Europäischen Staatskräfte,
welche aus der Vereinigung aller Kronen Carl's V. auf EiuemHaupte
hervorgehen könnte.
Nun ward in Utrecht ein Congreß zur allgemeinen Friedensstiftung
eröffnet. Die Conferenzen, welche man seit dem Februar 1712 daselbst
hielt, wurden bei der verwickelten Lage Europa's öfters lange unterbro-
chen. Erst im April 1713 ward zu Utrecht der Friede zwischen Frankreich
und den meisten der kriegführenden Mächte unterzeichnet. Nur Kaiser
Car l VI. weigerte sich, Theil daran zu nehmen, weil er sich nicht ent-
schließen konnte, seinem guten Rechte auf die Spanische Monarchie zu
entsagen.
In diesem Frieden ward als unverletzliches Grundgesetz die Bedin-
gung festgestellt, daß die beiden Königreiche, Frankreich und Spanien,
nie sollten vereinigt werden können. In dieser Absicht mußte Ph i l ipp
von Anjou, den die Mächte als König von Spanien anerkannten,
seinen Rechten auf die Französische Krone förmlich entsagen; und eben
dieß mußte sein Bruder, der Herzog von Ber ry , ingleichen der Her-
zog von Or leans , in Betreff der Ansprüche thun, welche sie auf die
Spanische Monarchie machen könnten. Auf den Fall, daß keine Nach-
komme« Phil ipp's von Anjou vorhanden wären, wurde die Thron-
folge in Spanien dem Herzoge von Savoyen, seinen männlichen
Nachkommen und den andern Prinzen seines Hauses, mit Ausschließung
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494