Seite - 360 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 360 -
Text der Seite - 360 -
Vierte Periode l522-1740.
der Schnelligkeit umher streiften, und Schrecken in Europa verbreiteten.
Eugen faßte Fuß in der Nähe von Carlowitz bei Peterwardein, wo
er dieselben Schanzen bezog, welche er ftühcr aufgeworfen, und die
Türken zu zerstören versäumt hatten. Hier war es (Z. August 4716),
wo die Türken mit ihrem blinden Muthe und ungeregelten Scharen fech-
tend , der besonnenen Tapferkeit der Oesterreichischen Krieger erlagen.
Dreißig Tausend verbluteten nebe» dem Großwesir auf dem Schlacht-
felde ; 50 Fahnen und 250 Kanonen zierten eine ungeheure Beute. Die
Folge der Schlacht bei Peterwardein war die Einnahme der Festung
Temeswar (13. October 1716), welche 164 Jahre in der Gewalt der
Ungläubigen gewesen, nun die Wiedcreroberung Ungarns vollendete,
das wichtige Vanat sicherte, und den Weg in die Wallache, bahnte.
Im nächsten Fcldzuge bereitete Prinz Eugen noch einen größeren
Siegestag bei Belgrad (16. August 1717). Er wollte sich dieses Haupt-
schlüffels zur Türkei bemächtigen, und seine Krieger, voll Unerschrocken-
heit und Kampflust, feierten hier ein Siegesfest ohne Gleichen. Er um«
schloß die Besatzung von Belgrad im Angesichte eines zahlreichen Tür-
kischen Heeres, mit sechzig Tausenden ankämpfend gegen mehr als hun-
dert achtzig Tausende, mit seinem Geiste den» Entsatze und der Festung
gewachsen, zugleich bedroht vom Schwerte der Ungläubigen und von
der Pest des Morgenlandes. Unter dem Schutze eines starken Nebels
brach Eugen plötzlich aus seinen Verschanzunacn hervor, und über-
raschte die Türken. Keine Gefahr scheuend, drangen die Oesterreichischen
Krieger auf die feindlichen Bollwerke, bemächtigten sich im wüthenden
Kampfe der Schanzen sammt dem Geschütze, richteten die eroberte Waffe
auf ihre Eigenthümer, und bewirkten solch eine wilde Flucht der Feinde,
daß der Nachzug den Vortrab zu drängen, zu treiben und zu morden
begann. Der Sieg war vollständig. Belgrad ergab sich am zweiten
Tage nach der Schlacht. Die meisten Gränzfestungen an der Donau
und Save folgten diesem Beispiele, und siegreich breitete sich das kaiser-
liche Heer in Servien nnd in der Wallachei aus.
Durch diese Ereignisse ward der Stolz der Pforte gebeugt; sie
suchte den Frieden. Die Seemächte beförderten durch eifrige Vermitt-
lung das Versöhnungswerk. Also wurde in dem Servischen Dorfe Pas-
sarowitz der Friede auf 24 Jahre geschlossen (21- Juli 4718). Der
Kaiser bekam die Nallachei bis an den Aluta-Fluß, das Temeswa-
rer-Banat, die Festung Belgrad, Servien bis an den Timok und Bos-
nien bis an die Save. Außerdem erlangte der Kaiser die freie Schiff-
fahrt auf der Donau und den freien Handel in der Türkei für seine
Unterthanen. Für die Venetianer blieb zwar Morea verloren; sie er-
hielten dagegen eine Vergrößerung in Dalmatien und Albanien,
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494