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Vierte Periode l522—1740. 2»2
das Lebendigbcgraben hinderte. Alle diese und noch viele andere An-
stalten gründete Kaiser Carl VI. ganz neu, oder sie erhielten durch
ihn eine neue und vervollkommnete Einrichtung.
Die landesvätcrliche Fürsorge des Kaisers fing bald an, reiche
Früchte zu tragen. Viele Waaren gingen auf der Donau ins schwarze
Meer nach der Levante, wogegen Schiffe, mit werthvollen Erzeugnissen
belade», in fortwährend steigender Anzahl zu Wien anlangten. Auch in
dem aufblühenden Trieft, dessen Bevölkerung 1719, bei der Erklärung
zum Freihafen, nicht ganz 6N00 Menschen betragen hatte, zeigte sich
eine außerordentliche Handelsthatigkeit und ein lebhafter Verkehr mit
der Levante. In dankbarer Erkenntlichkeit nannte Trieft den Kaiser sei-
nen zweiten Vater, und errichtete ihm eine reich vergoldete Statue
(1728). Auch auf die Volk- und gewerbreichen Städte in den neu erwor»
benen Niederlanden richtete Carl VI. seine Aufmerksamkeit. Von Ostende
aus mochte weit leichter als von Trieft mit Ost- und West-Indien ver-
kehrt werden. Also ermunterte Car l zuvörderst eine Privat-Gesellschaft
zu einem Handelsuersuch nach Ost-Indien (1717), und als ein glückli-
cher Erfolg denselben belohnt hatte, erklärte er die Privat» Gesell-
schaft zu Ostende zu einer kaiserlichen, und verlieh ihr das ausschließende
Handelsrecht nach Ost-und West-Indien und nach Afrika auf dreißig
Jahre (1722).
Die Künste hatten an Carl VI. einen großmüthigen Beförderer.
Die Akademie der bildenden Künste in Wien, welche schon LeopoldI .
gestiftet und Joseph I. mit vielen in Gyps gegossenen Modellen verse-
hen hatte, ward 1714 neu eingerichtet, und mit der Mahler-, Vildhaucr-
und Architektur - Schule erweitert. Der Kaiser sehte ihr den Hofmahlcr
van Schuppen vor, und führte zur Ermunterung des Talentes
jährliche Preisvertheilungen ein. Der größte Künstler in Bearbeitung
des Edelgesteins, Becker vottCoblenz, wurde geadelt. Der Gesetz-
geber der Deutschen Musik im Contra-Puncte, Johann Fur , stand
ander kaiserlichen Hof-Capelle. Den gefeierten Metastasio berief
Car l VI. nach Wien (1729), ernannte ihn zum Hofdichter, und bewil-
ligte ihm einen Iahrgehalt von 4U00 Gulden.
Seitdem fand am Hofe kcin Fest Statt, das Metastasio nicht durch
sein Talent verschönerte.
Die Antiken - Sammlung kam unter die Aufsicht des größten
Kenners jener Zeit, Car l Gustav Nor»ou», Die Münzsammlung
vermehrte sich kaiserlich durch Ausgrabungen iu Neapel und Sici-
lien, und durch große Ankäufe.
Di« Numismatik ehrte Carl so sehr, daß er auf Reisen, selbst im Felde,
ein Schränkchcn mit den seltensten Münzen bei sich fühlte.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494