Seite - 366 - in Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
Bild der Seite - 366 -
Text der Seite - 366 -
Vierte Periode t522—l
doch jedesmahl nach dem Rechte der Erstgeburt, übergehen sollten. Um
dieses Fundamental-Gesetz feierlich einzuführen, schrieb Car l VI. in
allen Erbländern Landtage aus. Gern gelobten die Stände, dasselbe in
allen Zeiten mit Gut und Blut zu vertheidigen; denn nur durch gesicher-
te Thronfolge zeigte sich die Hoffnung, daß der Rang und die innere
Ruhe der Erbländer auch beim Abscheiden des landesväterlichen Monar-
chen ungestört bleiben könne.
Rührend waren die Beweist von Liebe und treuer Anhänglichkeit, welche der
Kaiser im Jahre 1720 auf den Landtagen in Oesterreich und in Schlesien er-
hielt. Dieselbe Begeisterung zeigte sich 1722 auf dem Ungarischen Reichstage
zu Preßburg. Carl VI. erschien persönlich, und setzte damals die königl. Statthal-
terei ein, welche ihren Sitz Anfangs in Preßburg hatte, bis sie 1784 nach
Ofen verlegt wurde. Er verbesserte die Einrichtung der beiden höchsten Un-
garischen Reichsgerichte, der königlichen Tafel und der königlichen Septem-
viral-Taftl, und errichtete die vier Districtual-Gerichte zu Tyrnau, Güns,
Eperies und Debreczin. Gin allgemeines Reichs-Archiv ward zu Preßburg
angelegt. Der Ungarische Adel, zur Insurrection verpflichtet, das ist zum
Kriegsdienste im Nothfalle, wurde steuerfrei erklärt. Hierauf, am 5. Sep-
tember 1722, ließ sich der Kaiser zu Prag krönen. Seit Leopold I. hatten
die Böhmen ein solches Fest nicht gesehen. Mit Jubel erblickten sie, an der
Seite des Kaisers, jdie Kronprinzessin Mar ia Theresia, welche be-
reits, wiewohl erst sieben Jahre alt, glänzende Beweise eines edlen Her-
zens und seltener Anlagen des Geiste« gab. Im Jahre 1728 ward diese
Freude auch den Innerösterreichischen Ländern zu Theil. Am 23. Juni Mit-
tags trafen Kaiser Car l VI., seine Gemahlin und sein« Tochter, die nach-
herige Kaiserin, mit dem Herzoge Franz von Lothr ingen, dem Her-
zoge Pius von Savoyen und einer sehr großen Anzahl von Fürsten,
Grafen und Gesandten zu Frohnleiten ein, wo sie von einem Ausschusse der
Steyermärkischen Stände, und Nachmittags in St. Gottharb von sämmtli-
chen Ständen und dem Adel empfangen wurden. Abends erfolgte der glän-
zende Einzug in Grätz, und am 6. Juli ging daselbst die Huldigung mit gro-
ßer Pracht vor sich. Der Kaiser hielt sich noch bis 16. August in Grätz auf,
begab sich dann nach Klagenfurl, Laibach, Görz, Trieft und Fiume, um auch
dort die Huldigung der Länder zu empfangen, kam am 24. September wie-
der nach Grätz, wo sich die Kaiserin mit der Kronprinzessin indessen auf-
gehalten hatte, und kehrte am 5. Octobcr, begleitet von den Segenswünschen
der treuen Gteyermärker, denen er bald darauf (1720) eine Landhandfeste er-
lheilte, mit seinem ganzen Hofstaate nach Wien zurück.
Nun sollten auch die auswärtigen Mächte für die pragmatische
Sanction Gewähr leisten. Zwar bemerkte Eugen, daß eine Armee
von 200,000 Mann und eine gefüllte Schatzkammer die sicherste Bürg-
schaft für die Thronfolge der Erzherzogin M a r i a Theresia ab-
geben würden; allein Car l , der selbst von einer unerschütterlichen Ge<
rechtigkeitsliebe durchdrungen war, konnte sich von der Ueberzeugung
nicht trennen, daß unter dem Schutze urkundlicher Anerkennungen sein
Erbfolgegesetz ganz unangefochten ins Leben treten werde, und brachte
daher ohne Bedenken kostbare Opfer, einzig dieser Anerkennungen willen.
So hob er die Handelsgeschäfte zu Ostende gänzlich und für immer auf»
um England und Holland zu gewinnen, welchen die Ausdehnung des
Oesterreichisch-Niederländischen Handels nach Ost- und West-Indien ein
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494