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Die Kaiserin Anna ließ, da sie den Krieg in Pohlen beendigt sah, zu
Anfang des Frühlings 1725, ein Hilfs-Corps von zehntausend Russen,
unter Anführung des Generals Grafen von Lascy, an den Rhein
marschiren. Diese Truppen — die ersten Russischen, welche sich in je-
nen Gegenden zeigten — stießen daselbst zu dem Heere des Prinzen
Eugen, welcher hierauf über den Rhein ging, die Französische Armee
bei Clausen an der Mosel entscheidend schlug (19. October 1725), und
sich durch diesen Sieg den Weg nach Lothringen öffnete.
Seitdem kehrte Frankreich zum Friedens-Systeme zurück, und er-
öffnete, nachdem einige vermittelnde Vorschläge der Seemächte von bei-
den Theilen waren verworfen worden, zu Wien unmittelbare Unterhand-
lungen mit dem Kaiser. Gin schneller Erfolg krönte dieselben. Gemäß
der am 2. October 1725 geschlossenen Präliminarien, denen nach und
nach alle Mächte, welche Antheil am Kriege genommen hatten, beitra-
ten, wurde Churfürst August von Sachsen als König von Pohlen er-
kannt. Stanislaus behielt den königlichen Titel, und sollte Lothrin-
gen und Bar lebenslänglich besitzen; nach seinem Tode sollten diese Län-
der an Frankreich fallen. Der bisherige Herzog von Lothringen, Franz
Steph an, welcher von den Stammbesitzungen seiner Dynastie bloß die
Grafschaft Falkenstein, Titel und Wapen von Lothringen und Bar, und
die auf der abgetretenen Markgrafschaft Nomeny haftende Stimme im
Fürsten-Collegium des Deutschen Reichstages behielt, bekam zur Schad-
loshaltung die Anwartschaft auf Toscana, und bis zum wirklichen An-
fall eine jährliche Entschädigungssumme. Das Königreich beider Sici-
lien, nebst den Toscanischen Häfen und der Insel Elba, wurde dem Don
Carlos und seinen Nachkommen, männlichen sowohl als weiblichen
Geschlechtes, zugesichert, in deren Ermanglung es an die jüngern Brü-
der dieses Fürsten und an ihre Nachkommen fallen sollte. Doch ward
festgesetzt, daß diese Länder nie mit Spanien sollten vereinigt werden
können. Seinerseits trat Don Carlos dem Kaiser die Herzogthümer
Parma und Piacenza ab, und entsagte auch den Rechten, welche ihm
frühere Tractate auf das Großherzogthum Toscana zugestanden hatten.
Man gab dem Kaiser alles wieder, was man im Mailändischen und
Mantuanischen von ihm erobert hatte, ausgenommen die Landschaften
Novarese und Tortonese, die er, nebst einigen kleineren Gebiethen, an
den König von Sardinien abtrat. Endlich machten sich Frankreich und
alle Mächte auf eine sehr bestimmte Weise anheischig, die pragmatische
Sanction des Kaisers zu garantiren. Bei dem fortgesetzten Streben
Spaniens und Sardiniens, in Italien von dem Kaiser noch ein Mehre,
res zu gewinnen, kam der Desinitiv-Friede, durch welchen der Prälimi«
nar-Vrrtrag in seiner ganzen Ausdehnung bestätigt wurde, erst am8.No-
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494