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Vierte Periode 1522 — 1740.
Stellungen der Russen beunruhigten, zog das Hauptheer gegen Ocz»k«w.
Zwanzigtausend Türken vertheidigten diese durch Natur und Kunst wohl,
verwahrte Feste. Den Russen mangelte das nöthige Belagerungsgerath.
Also gab Münnich, nachdem er einige Bomben in die Stadt geworfen,
den Befehl zum Sturm. Einige Tage lang ward vergebens gestürmt, un-
ter ungeheurem Menschenucrlust. Da flogen, von den Bomben entzündet,
zwei Pulver-Magazine a»f, und einige Tausende der Türken gingen da-
bei zu Grunde. Während des Entsetzens brachen die Russen stürmend «in,
fanden gleichwohl noch wüthende Gegenwehr, und eroberten endlich die
Stadt. In dem vereitelten Versuche, Oczakow wieder wegzunehmen, ver-
loren die Osmanen 2ll,l)0d Mann.
In Gemäßheit eines 1726 mit Rußland geschlossenen Bünd-
nisses bewaffnete sich auch Oesterreich gegen die Türken. Gern
hätte Kaiser C a r l VI. den Frieden erhalten; allein seine Ver-
suche, eine Aussöhnung zu vermitteln, blieben ohne Erfolg, und so
entschloß er sich aus Bundestteue zum Kriege. Der Feldmarschall
von Seckendorf eroberte zwar die Stadt Nissa (28. Juli 1737),
verlor sie aber bald wieder, und mußte sich nach den unglücklichen
Gefechten bei Banjaluka und am Timok bis an die Donau zurück
ziehen. Im zweiten.Feldzuge (1738) commandirte uuter dem Her-
zoge von Lothringe» der Graf Königs eck. Am 4. Juli wurden die
Türken bei Kornia, und am 15. desselben Monaths bei Mehadia im
Banat geschlagen; aber gleichwohl nahmen sie am 26. August Neu-
Orsova in Seivien, und drängten das kaiserliche Heer bis in die Li-
nien bei Belgrad zurück. Am unglücklichsten war der Graf Olinier
Wal l is, welcher im dritten Feldzuge (1739) den Oberbefehl führte.
Er wl^ rde am 23. Juli in den Engpässen von Krozka geschlagen,
und mußte sich mit einem Verluste vou 400 Officieren und 7000 Ge-
meinen nach Peterwardein zurück ziehen.
Der Kaiser unterhandelte se'tt dem, unter Vermittlung Frankreichs,
mit der Pforte über den Frieden. Der Graf von Neipperg, den
der Kaiser in das Lager der Türken vor Belgrad geschickt hatte, un-
terzeichnete daselbst, am 18. September 1739, den Frieden auf 27 Jahre.
Auch die Kaiserin von Rußland, welche dem Französischen Geschäfts-
träger in Constantinopel, Villeneuve, ebenfalls Vollmachten gege-
ben hatte, willigte in den Frieden;
obgleich Choczim gefallen war, und Münnich, nach einem bei Etawut-
schan am Pruth mit gleich großer Kunst als Tapferkeit erfochtenen Siege
die Moldau erobert hatte.
Durch diesen Frieden trat der Kaiser Belgrad, Sabacz, Orsova,
nebst dem Oesterreichischen Antheile Serviens und der Wallach«, an
die Pforte ab. Die Donau, die Save und die Unna wurden zu den
Gränzen der beiden Reiche bestimmt; und der Kaiser behielt von
allem, was er durch den Frieden von Passarowitz erworben hatte,
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494