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Fünft« Period« »740—1838. 8»7
zum großen Theile die Schanzen der Neustadt zusammenstürzten. Da
übergab General Harsch die Stadt. Friedrich besetzte hierauf die
Plätze Tabor, Budweis und Frauenburg, und rückte ohne Verzug den
Oesterreichischen Gränzen entgegen.
Bei dieser Gefahr hatte der Palatin Pa l f f y , den Mar ia The-
resia so ehrte, daß sie ihn Bater nannte, eine neue Ungarische Insur-
rection aufgebothen, welche unverzüglich nach Böhmen rückte. Herzog
Car l von Lothr ingen, ebenfalls zum Schutze der Erbländer herbei-
gerufen , bewerkstelligte, im Angesichte des großen Französischen Heeres,
den Rückgang über den Rhein, wenig angefochten und ohne Verlust,
und zog hierauf durch Schwaben und Baiern in Eilmärschen gegen
Friedrich II . Es war der Plan der Oesterreichischen Feldherren, den
Feind, ohne ihm ein Treffen zu liefern, aus Böhmen zu vertreiben, in<
dem man ihm durch Märsche und Stellungen Boden abzugewinnen und
durch die Menge von leichten Truppen den Unterhalt abzuschneiden suchte.
Dieser Plan gelang vollkommen. Bald zwang den König Friedrich
die dringende Noth zum Rückzüge.
Die Böhmischen Landleute haßten das feindliche Kn'egsvolk, und entzog/n
ihm alle Lebensmittel. Die streifenden Husaren und Panduren fingen alle
Befehle und Berichte und alle Zufuhr auf. Mit großem Verluste und
unter unaufhörlichen Gefechten mußte sich die Preußische Armee bei Kollin
und Kuttenberg über die Elbe zurückziehen. Ihre Magazine in Pardu-
bitz wurden von der Ungarischen Reiterei verbrannt.
Das Oesterreichische Hauptheer, von dem Herzoge von Lothrin»
gen und dem trefflichen Feldmarschall von Traun augeführt, folgte
dem Könige immer nach, und drängte ihn zuletzt bis nach Schlesien zu-
rück, wo er im November 1744 in der traurigsten Verfassung ankam.
Uebeidieß hatte diese vercitclte Unternehmung dcn Schatz Friedrich's II.
so erschöpft, daß er, zur Bestreitung neuer Kriegsbedürfnisse, seines Va-
ters massives Silbergeräthe aus dem Berliner Schlosse in die Münze schi-
cken mußte.
Unter diesen Umständen sandte er seinen Truppen in Prag Befehl
zur Räumung dieser Stadt. Am 21- November begannen diese ihren
Auszug; aber sie waren so umzingelt, daß sie sich nur mit Mühe durch-
schlagen konnten, und 122 Kanonen zurück lassen mußten. Friedrich II.
nannte diesen Feldzug sein Lehrgeld.
Im folgenden Jahre errang zwar Friedrich bei Hohenfriedberg
im FürstentlmmeSchweidnitz einen theuer erkauften Sieg (4-Juni 1745),
und drang darauf über Trautenau neuerdings nach Böhmen vor; aber
bei dem Dorfe Sorr ward er von allen Seiten umrungen, und mußte
sich durch ein verzweifeltes Treffen den Rückweg bahnen (20. Sept.).
Dieser Rückzug wurde besonders wegen der engen Pässe bei Schatzlar für
das Preußische Heer verderblich. Aus allen Büschen feuerten Panduren
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Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494