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Fünfte Period«l?4a —
t8. August früh drang die Prinzessin Charlotte, seine Schwester, Aeb-
«ssin von Remiremont, in ihn, Blut zu lassen. Er antwortete: «Ich werde
heute Abends bei Joseph speisen; ich will nicht unhöflich seyn; morgen aber
verspreche ich dir, deinen Rath zu befolgen.« Noch an demselben Tage, in der
Oper, fühlte sich Franz unwohl, und entfernte sich, von dem Römischen
Könige begleitet. Als er durch ein Zimmer ging, das sich ganz nahe bei sei-
nen Gemächern befand, rührte ihn der Schlag. Joseph nahm ihn in seine
Arme, konnte ihn aber nicht erhalten. Der Kaiser gleitete hinab auf den Bo-
den , und starb, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Er war
57 Jahre alt.
Das Zimmer, worin Franz I. gestorben war, wurde in eine
Capelle verwandelt, und Mar ia Theresia stiftete ein adeliges Da-
men-Capitel, sein Andenken täglich mit feierlicher Rührung zu bege-
hen. Ihr erster Entschluß war, die Regierung niederzulegen, und hier
als Acbtissin den Nest ihrer Jahre zu Virleben. Nur mit Mühe brachte
man sie davon zurück. Kaiser Joseph II. ward hierauf von seiner
kaiserlichen Mutter zum Mitregcnten, zum Großmeister aller Orden,
und zum unumschränkten Leiter der militärischen Angelegenheiten er-
klärt, wahrend der zweitgcborne Erzherzog Leopold, die Regierung
des Großherzogthums Toscana übernahm, welches Kaiser Franz I.
in der Erbfolgeordnung vom Jahre 1763 zu einem Secundogenitur-
Erbe des Oesterreichischen Hauses bestimmt hatte.
Franz I. war ein edler und kenntnißreicher Fürst. Sein Herz und seine
Schätze waren den Unglücklichen beständig offen, und mehrmals brachte er
bei Gefahren von Feuer und Wasser mit Aussetzung des eigenen Lebens den
Leidenden Rettung. Er war ein besonderer Freund der Wissenlchaftcn und
der Künste, und legte beträchtliche Sammlungen von Münzen und Natura-
lien, Gemälden und Antiquitäten an, die er zumTheil selbst wissenschaftlich
anordnete. Die Hofbibliolhek dankt ihm wichlige Bereicherungen. Er ließ
Gelehrte und Künstler reisen, stiftete mehrere Akademien, und gründete das
Kriegs- und Ingenieur-Archiv zu Wien, Oesterreich dankt ihm überdieß
die Anlegung mancher Fabriken und die weitere Ausdehnung des Handels.
Er hinterließ einen sehr beträchtlichen Schatz, den er zum Patrimonial-
«der Auitical-Vermögen des regierenden Hauses bestimmte. Auch viele von
den kaiserlichen Familienherrschaften rühren von ihm her.
Ein Jahr vor seinem Tode hatte Kaiser Franz I. die Reichs«
grafschaft Hohenembs, nach dein Anssterben der alten Grafen, als er»
ledigtes Reichslehen mit den Ocsierreichischen Vorlanden vereinigt. Die
Landvogtei Ortenau^ welche Kaiser Leopold I. seinem Feldherrn,
dem Markgrafen Ludwig von Baden, als ein Lehen ertheilt hatte,
siel 1771 mit dem Erlöschen des Hauses Baden-Baden an Oester-
reich zurück, und ward hierauf ebenfalls den Vorlanden einverleibt.
In demselben Jahre ließ die Kaiserin Maria Theresia die alte Habsbur-
gische Familiengruft von Königsfelden nach St, Blasien im Schwarzwalbe
übertragen.
Bange Besorgnisse erfüllten Oesterreich, als die Kaiserin (t?6?) in ihrem
neun und vierzigsten Jahre von den Blattern befallen, und dem,Tode nahe
gebracht wurde. Doch die Vorsehung segnete die Bemühungen der Aerzte
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494