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410 Fünfte Periode l?40 —182«.
sie am 19. November 1780 von der Krankheit ergriffen, welche ihren Tob
herbeiführte. Mitten unter schweren Leiden , die sie bei Tage und bei Nacht
an einen Lehnstuhl fesselten, entging ihr keine einzige Klage, keine Regung
von Ungeduld. Den Fügungen Gottes sich unterwerfend, fürchtete sie nur,
ihre fromme Ergebung möchte weichen, wenn ihr Kopf sich verwirrte. In
diesem Sinne sagte sie zum Erzherzoge Max imi l ian , ihrem Sohne: «Bis
jetzt hat mich meine Standbaftigkeit noch nicht verlassen. Bitte Gott, nach
welchem all mein Sehnen steht, daß ich sie bis zum letzten Augenblicke be>
halte!« Nachdem sie die heiligen Sacramente empfangen, versammelte sie
ihre ganze Familie um sich, nahm von ihren Kindern einen ergreifenden Ab-
schied, und segnete jedes derselben. Als sie die tieft Betrübniß der Ihrigen
sah, sagte sie gefaßt: »Ich glaube, ihr thätet wohl, in ein anderes Zimmer
zugehen, und euch z» sammeln.« Sie schrieb an den Fürsten Kaunitz,
und dankte ihm für die geleisteten Dienste. Dem Grafen Esterhazy,
Kanzler von Ungarn, trug sie auf, in ihrem Namen dem Ungarischen Bolkc
für die bewiesene Anhänglichkeit und Treue zu danken, und für die in schwe»
rer Zeit geleistete Hilfe. Bi« in die letzten Augenblicke bewahrte Mar ia
Theresia den Edclmuth ihrer Seele. «Könnte ich unsterblich seyn,«
fcgte sie kurze Zcit vor ihrem Tode, «so wünschte ick es nur, um die Un>
glücklichen zu unterstützen.« Als am Sterbetage selbst Kaiser Joseph sie
bat, sich doch Ruhe zu gönnen, antwortete sie: «In einigen Stunden soll
ich vor Gottes Richterstuhle erscheinen, und du meinst, ich kcnne schlafen!«
Die Heiterkeit des Geistes, welche Mar i a Theresia bis zum letzten Au»
genblicke behielt, konnte, bei so schweren Leiden, nur von einem tiefen re-
ligiösen Gefühle und von dem Bewußtseyn , stets pflichtgemäß gehandelt zu
haben/ herrühren.
Diese große Fürstin starb am 29. November 1780 im 64^" Jahre
des Lebens und im Hiüen ihrer glorreichen Regierung.
Von 16 Kindern, welche die Kaiserin Maria Theresia ge-
boren batte, überlebten sie 10. Von ihren vier Söhnen war der äl-
teste, Kaiser Joseph II., ikr Nachfolger; der zweite, Peter Leo-
pold, welcherdem Vater, nach der Stiftungsurkunde vom 14. Juli 1763,
in der Oesterreichischen Secundogenitur,demGroßherzogt!,ums Toscana,
mit einer sehr weisen Regierung gefolgt war, wurde nach Joseph's Tode
Kaiser; der dritte, Ferdinand, war Gouverneur in den Oester-
leichisch-Lombardischen Staaten, vermählte sich 1771 mit der Erb-
prinzessin Beatrir von Modena, und erhielt durch Reichsschluß
die Anwartschaft auf die Fürstenthümer Modena, Mirandola, Massa,
und Carrara, welche er nach dem Tode des letzten Herzogs aus dem
Hause Este, Hercules III., an die von ihm gestiftete dritte Oesterrei-
chische Linie brachte; der vierte, Erzherzog Marimi l ian, welcher in
den geistlichen Stand getreten war, wurde Hcch- und Deutschmeister,
so wie später Churfürst von Cöln und Bischof von Münster. Von
den Töchtern Marien Theresien's vermählte sich die älteste, Chri-
stin«, mit einem Sohne König August's III. von Pohlen, dem
Herzoge Albrecht von Sachsen (8. April 1766), und erhielt mit
ihrem Gemahle von der Kaiserin das Fürstenthum Tescken erblich,
doch unter Oesterreichischer Landeshoheit, und das Gouvernement in
Belgien.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494