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Fünfte Periode l?40 —1838. 418
Friedrich II. im Lager bei Neiße, und am I. September 1770 gab ihm
der König diesen Besuch im Lager bei Mährisch-Neustadt zurück. Im
Jahre 1773 unternahm Joseph eine Reise durch Ungarn, Croatien
und Siebenbürgen. Auch den neu erworbenen Antheil Pohlens'nahm er
bei dieser Veranlassung in Augenschein. Das schon bestehende Vündniß
zu befestigen, ging er 1777 nach Frankreich, wo nichts seiner Aufmerk-
samkeit entging.
Das große Invalidenhaus, das Hotel Dim unb das Taubstummen-Institut
des Abbe l'Epe'e zogen den menschenfreundlichen Fürsten vorzüglich an.
Kirchen und Palläste, Spitäler und Akademien, Fabriken und Manufactu-
ren, Seeplätze, Kanäle, Straßen, Brücken, alles reihte den forschenden
Blick des Monarchen.
Begleitet von dem. bald darauf durch die Belagerung Gibraltars
bekannt gewordenen Herzog von Cr i l l 0 n, ging Joseph über Vayonne
nach Spanien, dem seinem Großvater und seinem Hause entrissenen
Erbe,
sah, zurück kehrend, in Genf den großen Naturforscher Saussuie, in
Bern den Plinius seiner Zeit, Albrecht «on Haller, einen eben so
trefflichen Arzt als Dichter, ging aber kalt und gleichgültig den berüchtigten
Voltaire zu Ferney vorüber, der, große Talente mißbrauchend, durch
seine schmutzige Freidenker«! die folgenreichsten Verwüstungen in den Köpfen
seiner Zeitgenossen anrichtete.
Im Jahre 1780 sah Joseph auch die große Beherrscherin des
Nordens, Kathar ina II., zu Mohilow, begleitete sie nach Smolensk,
eilte nach Moskau, und verbrachte einige Wochen in Petersburg und in
den Russischen Häfen an der Ostsee. Zwischen ihm und Kathar ina
ward das Band einer lebenslänglichen Freundschaft geknüpft. Großmuth
und Freundlichkeit gewannen ihm überall die Herzen der Völker, und
die Ueberlegenheit seines Geistes, verbunden mit einer Ehrfurcht einstö-
ßenden Schönheit der Gestalt, zog alle Blicke auf ihn.
Mit Aufmerksamkeit hatte Joseph II . die rasche Entwickelung der
innern Staatskräfte beobachtet, durch welche Preußen und Rußland in
der letzten Periode als Mächte des ersten Ranges sich wetteifernd neben
Oesterreich gestellt. Er beschloß daher, als ihn der Tod seiner großen
Mutter zur Regierung führte, alle noch unbenutzten Quellen von Wohl,
stand und Größe in seinem Erbreiche zu eröffnen, für dessen Wohlfahrt
er ganz lebte.
Mit besonderem Eifer sorgte Joseph II . für die Bildungseiner
Unterthanen. Zur Beförderung derselben gründete er, in allen Theilen
der Monarchie, unzählige Volksschulen. Diese trugen zugleich wesentlich
zur Herstellung einer vollkommneren Einheit im Staate bei, indem sie
die Kenntniß der Deutschen Sprache verbreiteten, welche mit so glückli-
chem Erfolge schon die allgemeine Commando-Sprache im Militär ge-
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494