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Fünfte Periode H740-182Z.
füllung desselben am Morgen des 20. Februar l8l0 auf eine Bastei der Fe-
stung geführt ward, segnete er seine gefangenen Landsleute, die in und vor
den Kasematten wehklagend sich zur Erde warfen / und tröstete sie mit der
Zusicherung, daß ihr Vaterland doch wieder unter den Kaiser Franz kom-
men werde. Auf der Todesstätte angekommen, ließ er sich die Augen nicht
verbinden, und gab selbst, nach einem kurzen Gebete, den Grenadieren das
Zeichen. Der Name dieses für sein Vaterland und für seinen rechtmäßigen
Fürsten begeisterten, fromm und mildgesinnten Landmannes wird stets als
das Symbol von Tirols Treue in der Geschichte mit hoher Achtung genannt
werden. Der Witwe und der Familie Hofer's nahm sich Kaiser Franz
in wahrhaft väterlicher Weise an; ihm selbst ward, nach der später erfolgten
Befreiung Tirols, in der Kirche zu Innsbruck ein Standbild errichtet.
Bald nach dem Abschlüsse des Wiener Friedens zerstückelte Napo-
leon Bon aparte Tirol i» drei Theile, und unterdrückte sogar den
alten Namen dieses Landes. Den nördlichen Theil vereinigte er mit Baiern,
den südlichen mit dem Königreiche Italien, den östlichen endlich mit den
neugeschaffenen Illyrischen Provinzen.
Auch in anderen Gegenden «ahm Napoleon in der Zeit, die un,
mittelbar auf den Abschluß des Wiener Friedens folgte, eben so große
nls willkührliche Veränderungen vor. Er vergrößerte den Staat der
Illyrischen Provinzen mit Dalmatien, Istrien und Ragusa, gab Bal-
reuth und Regensburg an Baiern, erhob die Länder des Fürsten Pri-
mas von Deutschland zum Großherzogthume Frankfurt mit bestimm-
ter Erbfolge des Vice-Königes von Italien, und verband das ganze Kö-
nigreich Holland, den Freistaat Wallis und die Nordseeküste von Deutsch-
land nebst den Hansestädten mit Frankreich, dessen Grenzen sich im
Suden, seitdem Napoleon auch von dem Reste des Kirchenstaates
(10. Juni 1809) Besitz ergriffen hatte, bis nach Neapel hin erstreckten.
Zur Zeit der Aeußerungen dieser Gewaltfülle stand Napoleon
auf dem höchsten Gipfel seiner Macht. Seiner Größe schien nichts zu
fehlen, als die Verschwägerung mit einem uralten fürstlichen Hause,
und er bewarb sich um die Hand der ältesten Tochter des Kaisers von
Oesterreich.
Durch den Gang und die Resultate des ,letzten Krieges hatte Kaiser Franz
die Ueberzeugung erhalten, daß bei der Unmöglichkeit unmittelbarer und
gründlicher Heilung des tiefzerrüttcten Zustandes von Europa, die bewaff-
neten Rettungsversuche einzelner Staaten, anstatt der gemeinschaftlichen
Noth ein Ziel zu setzen, nur die noch übrig gebliebenen unabhängigen Kräfte
fruchtlos aufreiben, den Verfall des Ganzen beschleunigen, und selbst die
Hoffnung auf bessere Zeiten vernichten mußten. Von dieser Ueberzeugung ge-
leitet, erkannte er, welch ein wesentlicher Vortheil es seyn wurde, durch einen,
auf mehrere Jahre gesicherten Frieden den bis dahin unaufhaltsamen Strom
einer täglich wachsendm Ucbermacht wenigstens zum Stillstände zu bringen,
der Oesterreichischen Monarchie die zur Herstellung des Finanz- und Mili-
tär-Wesens unentbehrliche Nuhe, zugleich aber den benachbarten Staaten
einen Zeitraum von Erhohlung zu verschaffen, welcher den Uebergang zu
glücklicheren Tagen bilden konnte. Ein Friede dieser Art war unter den da-
mahligen gefahrvollen Umständen nur durch einen außerordentlichen Entschluß
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494