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Fünfte Periode l?40 —l828.
größere Fortschritte. Am 16. September Früh wurde er durch einen
heftigen Wind fast allgemein; er gewährte das Bild eines vom Sturme
bewegten Flammenmeeres.
Von einer Terrasse des Kreml schaute Napoleonauf das Grausen erregende Schau:
spiel. Als dcr entsetzliche Wirbel sich bald auf ihn selber zuwälzte, der Pallast mit-
ten im Feuerregen stand, und die Verbindung mit dem Heere abgeschnitten
zu seyn schien , da ergriff ihn die Angst eines bösen Verhängnisses, und eil-
fertig verließ er, am 16. des Abends, den Pallast und die brennende Stadt,
um in dem Lustschlosse Peirowskoi, eine halbe Stunde außerhalb des Schlag-
baumes, seine Wohnung zu nehmen. Sein letztes Wort war: „Wo ihr nicht
retten könnt, da plündert!« Alle denkbaren Gräuel wurden hierauf verübt,
der Abgrund des menschlichen Elends von den Unglücklichen, die in Moskau
zurückgeblieben waren, durchmessen.
Als endlich an» sechsten Tage der Brand zum Stehen kam, und nach
und nach erlosch, waren neun Zehntheile der Häuser und der größte Theil
aller Verrathe zerstört.
Also sah Napoleon die heißersehnte Siegesfrucht im Augenblicke,
da er sie erhäschte, sich entrissen. Der Plan des Feldzuges war verei-
telt. Moskau bot keinen Stützpunct zu ferneren Unternehmungen, keine
Erhaltungsquelle für ein Winterlager mehr dar. Aber ein Rückzug schien
dem Stolzen schimpflich, und er hoffte, von der Hauptstadt aus unter-
handelnd, seinen Gegner zum Frieden zu bewegen. Dieses Bemühen
scheitelte ander erhabenen Standhaftigkeit Kaiser Alerander's. Jetzt
erst, nachdem er vier und dreißig Tage in dem niedergebrannten Moskau
verloren hatte, entschloß sich Napoleon zum Rückzüge (19. Qctober
1812).
Mit noch 120,000 Streitern und einer unübersehbaren Reihe von
Wagen, doch bereits vom Mangel an Lebensmitteln und von dem nahen-
den Winter geängstigt, verließ er Moskau. Nicht länger leuchtete der
Stern seines Glückes. Durch bisher verschont gebliebene Gegenden wollte
er die Rückkehr nehmen; cine Schlacht warf ihn aber auf den Weg nach
Smolensk zurück (24, October 1812). Wiederholte Unfälle brachen den
Muth und die Ordnung des Heeres; die ungewöhnlich früh und hart
eintretende Winterkälte aber vollendete desselben Noth. Endlich ward
Smolensk erreicht (10. November). Aber hier war des Bleibens nicht,
denn schon rückte Kutusow unaufhaltsam näher. Gegen ihn lichtete
Napoleon bei Krasnoi (1?. November) einen gewaltigen Angriff, und
erfuhr neuen Verlust, ncch größeren aber am folgenden Tage Ney,
welcher den Nachtrab des Französischen Heeres fühlte. Die Trümmer
desselben richteten jetzt gegen die Bcresina den eilenden Schritt. Die
Tage des Uebergauges über diesen Fluß (26.—28. November) waren
schauervoll durch unerhörte Noth und namenlosen Verlust an Menschen
und Gut. Bon den leichenvollen Ufern der Beresina bis nach Wilna
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494