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Fünfte Periode l?4o—l838.
Laufbahn. Bereits im Jahre 1826 hatte ihn eine gefährliche Entzündungs«
krankheit befallen, welche sein Leben in Gefahr setzte. Der liebevollen
Pflege seiner Gemahlin, der durch Tugend und Frömmigkeit ausgezeich»
neten Kaiserin Caro l ina August« aus dem Hause Va ie rn , und
den Bemühungen der erfahrnen Aerzte S t i f f t und Staudenheim
gelang es damals, das Leben des, von seinen Völkern innig gelieb-
ten Monarchen zu retten. Nach dieser Krankheit begann der vorher
rüstige Fürst zu altern, und seine unausgesetzten Anstrengungen in den
Regierungsgeschäflen waren nur mehr von einem leidlichen Befinden
begleitet. Am 24. Februar 48Z5 zeigten sich die Symptome der Krank-
heit, welche seinem Leben ein Ende machte. Noch am Morgen arbei»
tete er im Cabinette, als er von Stichen in der Brust beängstigt
wurde. Die in Anwendung gebrachten Mittel vermochten nicht, die
Zunahme des Uebels zu hemmen. Am 27. Februar empfing der Mon-
arch die heiligen Sacramente. Die Erfüllung dieser religiösen Pflicht
gab ihm neue Kräfte. Am nächsten Tage wurden der Fürst Metter-
nich und der Graf Ko lowrat zum Krankenbette gerufen, worauf
der Kaiser seinen letzten Willen bekannt machte. Die hohe Geistes»
kraft, welche er bei dieser Gelegenheit zeigte, ließ noch einige Hoff-
nung übrig, als wenige Stunden später die Krankheit so sehr zu-
nahm, daß keine Rettung mehr zu erwarten war. In dieser Lage
dachte der Monarch nur noch auf sein Volk und seine Familie. Am
Morgen seines letzten Tages hatte er eine lange Unterredung mit sei«
nein ältesten Sohne, in welcher er ihm seine Unterthqnen empfahl,
und ihm väterliche Rathschläge ertheilte. Um 12 Uhr in der Nacht
auf den 2. März berief er seine Kinder und Brüder an sein Sterben
bett, das die fromme Kaiserin fortwährend mit ihren Thränen be-
netzte. Er ertheilte ihnen seinen Segen, bethete einige Augenblicke mit vieler
Inbrunst für sie und sein Volk, und sprach nach Art der alten Pa-
triarchen die Worte: »Ich beschwöre euch, meine Theuren, die ihr
mich hier sterben seket, gedenket dieses Augenblickes, seyd fromm und ein-
trächtig, und der Himmel wird euch segnen.« Kurz vor seinem Tode
ließ der Kaiser seinen kleinen Enkel, den Sohn des Erzherzogs Franz
ssarl kommen, segnete ihn, und empfahl ihm kindlichen Gehorsam. Bald
darauf trat der Todeskampf ein, und die Thüren des Sterbezimmers
wurden geöffnet, um den ganzen Hof, nach der herkömmlicl'en Sitte,
zum Augenzeugen von dem Hinscheiden des Landesherrn zu machen. Auf
diese Weise verlor Oesterreich seinen Kaiser Franz, welcher durch
Weisheit, Thätigkeit, Gerechtigkeitsliebe, Menschenfreundlichkeit und
väterliches Wohlwollen der Gegenstand der innigsten Liebe und Verehrung
seiner Unterthanen geworden war.
Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Titel
- Geschichte des Österreichischen Kaiserstaates
- Autor
- Leopold Haßler
- Verlag
- Ignaz Klang
- Ort
- Wien
- Datum
- 1842
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 12.31 x 20.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Babenberger, Habsburger, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort III
- Einleitung IX
- Vorgeschichte (Jahr X - 984 nach Chr.) 1
- Erste Periode (983-1246) 19
- Zweite Periode (1246-1283) 65
- Dritte Periode (1283-1522) 80
- Haus Habsburg 80
- Albrecht I. 81
- Friedrich der Schöne 89
- Albrecht II. und Otto der Fröhliche 99
- Herzogtum Kärnten 104
- Rudolph IV. 105
- Tirol 108
- Albrecht III. und Leopold III. 109
- Albrecht IV. 116
- Albrecht V. (Albrecht II.) 117
- Ladislaus Posthumus 123
- Wilhelm d. Freundliche/Leopold IV./Friedrich IV./Ernst der Eiserene 129
- Friedrich V. (Friedrich IV.)/Albrecht VI. 134
- Maximilian I. 153
- Karl V. und Ferdinand I. 168
- Literatur 169
- Anhang 172
- Vierte Periode (1522-1740) 221
- Fünfte Periode (1740-1838) 378
- Sach-/Namensregister 494