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767âZeitfigurenâ
1913/1930 âam gesellschaftlichen Schachbrettâ
sowie des eigenen Standpunktes einbringt, die dem Bruder fehlt â und umge-
kehrt.
Zum Abschluss der Figurenanalysen sei Richard David Prechts kritisches
Gesamturteil ĂŒber das Personal des Mann ohne Eigenschaften in Erinnerung
gerufen : âDas Einschirren der Figuren durch eine bei jeder Gelegenheit wie-
derholte gleichbleibende Körpersemiotik, die höchstens durch einige genau-
ere Details oder einschlĂ€gige Vergleiche angereichert wird, bewirkt das fĂŒr die
Typisierung so wichtige Verschmelzen von Charakter und physiognomischen
[sic] Detail. Von Ulrich und Agathe abgesehen, sind Musils Figuren unfÀhig
zur Entwicklung [âŠ].â1258 TrĂ€fe dies zu, dann erinnerte es wohl unfreiwillig
an jenes vom ErzĂ€hler angesprochene âPendel, das jedesmal eine andere Lage
hat und immer wieder den gleichen Weg zurĂŒcklegtâ (MoE 590). Das scheint
aber wenig plausibel, zumal habitueller Wandel auch in nicht-fiktionalen Zu-
sammenhÀngen meist langsam erfolgt und insbesondere PhÀnomene körperli-
cher Hexis bei flĂŒchtiger Betrachtung statischen oder zirkulĂ€ren VerhĂ€ltnissen
gleichen. TatsÀchlich verÀndern sich nicht nur die beiden Hauptfiguren des
Romans, sondern auch Walter, Fischel, Stumm und Meingast sowie Bonadea,
Clarisse, Diotima oder Gerda â zum Teil sogar ĂŒberaus stark, wenngleich oft
nicht in eine âpositiveâ Richtung. Walter Fanta hat dieser Thematik einen ei-
genen materialreichen Aufsatz gewidmet,1259 auf den hier pauschal verwiesen
sei. Um die immer wieder in Abrede gestellte allgemeine Figurendynamik im
Mann ohne Eigenschaften noch deutlicher vor Augen fĂŒhren zu können, als dies
Einzelanalysen vermögen, ist es jedoch dienlich, einen besonderen Blick auf
die Romanfiguren in aussagekrÀftigen sozialen Konstellationen und Interakti-
onen zu werfen.
1258 Precht : Die gleitende Logik der Seele, S. 228 f.
1259 Fanta : Die Totalinversion der Nebenfiguren.
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Buch Kakanien als Gesellschaftskonstruktion - Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts"
Kakanien als Gesellschaftskonstruktion
Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts
- Titel
- Kakanien als Gesellschaftskonstruktion
- Untertitel
- Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts
- Autor
- Norbert Christian Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78740-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 1224
- Schlagwörter
- Robert Musil, The Man without Qualities, modern novel, sociology of the novel, Pierre Bourdieu, cultural history
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 9
- Einleitung 11
- TEIL I : GRUNDLEGUNG
- TEIL II : ROMANTEXT ALS KRĂFTEFELD
- 1. âVersuchsstation des Weltuntergangsâ : Chronotopos und sozialer Raum 261
- 2. âZeitfigurenâ 1913/1930 âam gesellschaftlichen Schachbrettâ : Kapitalausstattung und Habitusbildung 328
- Erben und Enterbte 344
- Ulrich, Mann ohne Eigenschaften ) â Der Dilettant Walter 347
- Mann mit Eigenschaften 378
- Eigenschaftslosigkeit aus Marginalisierung : Ulrichs Alter Ego Moosbrugger 392
- Der moderne Industrielle : Ulrichs Gegenspieler Arnheim 409
- Adel und modernerKonservativismus : Ulrichs Inversion Leinsdorf 457
- Aufsteiger und Gebremste 482
- Realpolitik als âAntiessayismusâ : Der FunktionĂ€r Tuzzi (489) â Zur sozialen Erzeugung von Eigenschaften : Leo Fischel, Liberaler und âJudeâ 501
- Ein trojanisches Pferd des MilitÀrs : General Stumm von Bordwehr 523
- Terroristen und Propheten 548
- Forcierte âEigenschaftlichkeitâ : Der Antisemit Hans Sepp 558
- eingast, Faschist und Schwerenöter 584
- Der selbstbewusste Proletarier und junge Sozialist SchmeiĂer 601
- Friedel Feuermaul, Pazifist aus dem âGeiste des Expressionismusâ 613
- Gefallene Geliebte 643
- Zerrissener Zusammenhang, perspektivische Verschiebung : Ulrichs Geliebte Leona 649
- Petrifizierte âEigenschaftlichkeitâ, Macht des Faktischen : Ulrichs Geliebte Bonadea 659
- Leidende an einer geheimnisvollen Zeitkrankheit 672
- Wahnsinn als Methode : Clarisse 676
- Die frustrierte Ehefrau Klementine Fischel 694
- Ein gespaltener Habitus : Gerda Fischel 698
- Angepasste und Dissidentinnen 708
- Diotima, Frau mit Eigenschaften 712
- Agathe, Frau ohne Eigenschaften 737
- 3. âDie falschen zwischenmenschlichen Vereinigungen unserer Gesellschaftâ : Konstellationen und Interaktionen 768
- Ehen in der Krise 781
- Erosion der GeschlechteridentitĂ€ten : Die âTrĂ€ger des Zeit- wandelsâ Walter und Clarisse 788
- Von der physiologischen âZwangsherrschaftâ zur wissenschaftlichen EhefĂŒhrung : Diotima und Tuzzi 799
- Das schleichende Eindringen des Politischen ins Private : Leo und Klementine Fischel 809
- Unordentliche VerhÀltnisse, Geschlechterkampf 817
- Der Intellektuelle und die Kontrafaktur der âschönen Seeleâ : Ulrich und Bonadea 825
- Coitus interruptus als âLustselbstmordâ : Ulrich und Gerda 844
- Liebesversuche jenseits der Ehe 885
- Ulrichs frĂŒhes Einheitserlebnis 894
- Die verbindende Kraft des Antisemitismus : Gerda Fischel und Hans Sepp 902
- Liebe Ă la hausse, platonische âBegegnung zweier Berggipfelâ : Diotima und Arnheim 908
- Die âletzte Liebesgeschichteâ als Experiment der Androgynie : Ulrich und Agathe 928
- 3.2 Gleichgeschlechtliche Konstellationen : Moderne MĂ€nnerbeziehungen 998
- Konkurrenz um Prinzipien und Menschen 1000
- Reviermarkierungen im Kampf um eine Frau : Tuzzi gegen Arnheim, PreuĂen gegen Ăsterreich 1005
- Der Intellektuelle und der GroĂschriftsteller als Versucher : Ulrich gegen Arnheim 1014
- Ideologische Gegnerschaften, Klassenkampf 1059
- Entgegengesetzte âExponenten des Zeitgeistesâ : Hans Sepp und Feuer maul 1063
- BildungsbĂŒrger contra KleinbĂŒrger : Ulrich und Hans Sepp 1078
- BildungsbĂŒrger contra Proletarier : Ulrich und SchmeiĂer 1086
- TEIL III : ERZEUGUNGSFORMEL DES WERKS UND SELBSTOBJEKTIVIERUNG DES AUTORS
- Literaturverzeichnis 1169
- Musil-Texte 1169
- Andere Quellen 1169
- Nachschlagewerke 1176
- Allgemeine Forschungsliteratur 1176
- SekundÀrliteratur zu Musil 1193
- Register 1208