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Teil III: Erzeugungsformel des Werks und Selbstobjektivierung des
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gnose JĂŒngers von keiner falschen âbĂŒrgerlichenâ Bescheidenheit angekrĂ€nkelt
wird und in ihrer scharfen und schneidigen Diktion uneingeschrÀnkt in die
kosmische Zukunft zu blicken vermag :
âUnter allen Bindungen, die im Arbeitsraum zu vollziehen sind, ist die zur RĂŒstung
die bedeutendste. Dies erklÀrt sich daraus, daà der geheimste Sinn des Typus und
seiner Mittel auf Herrschaft gerichtet ist. Es gibt hier kein ⊠Mittel, das nicht zu-
gleich Machtmittel, d. h. Ausdruck des totalen Arbeitscharakters istâ. âDer Krieg als
ein Urelement ⊠entdeckt die besonderen Dimensionen der TotalitĂ€t.â âDie neue
Weltordnung als Konsequenz der Weltherrschaftâ steigt herauf âĂŒber den Arbeitsgang
einer Kette von Kriegen und BĂŒrgerkriegen.â âDie auĂerordentliche RĂŒstung, die in
allen RĂ€umen und auf allen Gebieten des Lebens zu beobachten ist, zeigt an, daĂ der
Mensch diese Arbeit zu leisten gesonnen istâ. (JĂŒnger) (M V/2/13)
Es muss nicht eigens ausgefĂŒhrt werden, sondern sollte aus den Ergebnissen
des ersten und zweiten Teils der vorliegenden Arbeit hinreichend deutlich
hervorgehen53, dass Musil mit solchen Ansichten54 keineswegs sympathi-
siert hat, wie in den letzten Jahren verschiedentlich behauptet worden ist55,
wenngleich er in Einzelfragen scheinbar analoge Positionen vertrat. Dass
solche Gleichsetzungen, die eine diskursive Tiefenstruktur offenzulegen be-
anspruchen, tatsÀchlich aber meist auf der begrifflichen OberflÀche der Dis-
kurse verharren, zeigen sowohl die (oben unternommene) genaue Analyse
der erzÀhlerischen Integration und Diskussion entsprechender Ideologeme im
romanesken Rahmen56 als auch die BerĂŒcksichtigung von Musils zeitgenössi-
scher politischer Essayistik. Letztere soll im Folgenden in den Blick genom-
men werden.
Schon seit den frĂŒhen zwanziger Jahren hat sich Musil intensiv mit der
skizzierten bipolaren Konstellation des literarischen und publizistischen Fel-
53 Vgl. die Kapitel I.2 u. I.3 sowie die Abschnitte zu Hans Sepp und Meingast in Kap. II.2.1.
54 Die Tatsache, dass es sich bei den von Musil aus zweiter Hand exzerpierten JĂŒnger-ĂuĂerungen
um Notizen handelt, die erst nach der Niederschrift der in dieser Hinsicht entscheidenden Ro-
manpassagen erfolgt sind, Àndert nichts an dem hier skizzierten grundsÀtzlichen Antagonismus
des literarischen Feldes der Zwischenkriegszeit, das schon zu Beginn der zwanziger Jahre ho-
molog strukturiert war, wie Musils unten diskutierte AusfĂŒhrungen zeigen.
55 Vgl. Hoffmann : âDer Dichter am Apparatâ, S. 263â269 u. 272 ; vorsichtiger : Lethen : Eckfenster
der Moderne, S. 225.
56 Hinsichtlich der ârhetorischen Ausdrucksebeneâ, an der sich veranschaulichen lasse, âdass der
Programmatik ein unterschiedlicher epistemologischer Status zugewiesen wirdâ, vgl. die Ana-
lyse von Martens : Argumente fĂŒr die âGestaltâ des âneuen Soldatenâ ?, S. 285â291.
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Buch Kakanien als Gesellschaftskonstruktion - Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts"
Kakanien als Gesellschaftskonstruktion
Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts
- Titel
- Kakanien als Gesellschaftskonstruktion
- Untertitel
- Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts
- Autor
- Norbert Christian Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78740-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 1224
- Schlagwörter
- Robert Musil, The Man without Qualities, modern novel, sociology of the novel, Pierre Bourdieu, cultural history
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 9
- Einleitung 11
- TEIL I : GRUNDLEGUNG
- TEIL II : ROMANTEXT ALS KRĂFTEFELD
- 1. âVersuchsstation des Weltuntergangsâ : Chronotopos und sozialer Raum 261
- 2. âZeitfigurenâ 1913/1930 âam gesellschaftlichen Schachbrettâ : Kapitalausstattung und Habitusbildung 328
- Erben und Enterbte 344
- Ulrich, Mann ohne Eigenschaften ) â Der Dilettant Walter 347
- Mann mit Eigenschaften 378
- Eigenschaftslosigkeit aus Marginalisierung : Ulrichs Alter Ego Moosbrugger 392
- Der moderne Industrielle : Ulrichs Gegenspieler Arnheim 409
- Adel und modernerKonservativismus : Ulrichs Inversion Leinsdorf 457
- Aufsteiger und Gebremste 482
- Realpolitik als âAntiessayismusâ : Der FunktionĂ€r Tuzzi (489) â Zur sozialen Erzeugung von Eigenschaften : Leo Fischel, Liberaler und âJudeâ 501
- Ein trojanisches Pferd des MilitÀrs : General Stumm von Bordwehr 523
- Terroristen und Propheten 548
- Forcierte âEigenschaftlichkeitâ : Der Antisemit Hans Sepp 558
- eingast, Faschist und Schwerenöter 584
- Der selbstbewusste Proletarier und junge Sozialist SchmeiĂer 601
- Friedel Feuermaul, Pazifist aus dem âGeiste des Expressionismusâ 613
- Gefallene Geliebte 643
- Zerrissener Zusammenhang, perspektivische Verschiebung : Ulrichs Geliebte Leona 649
- Petrifizierte âEigenschaftlichkeitâ, Macht des Faktischen : Ulrichs Geliebte Bonadea 659
- Leidende an einer geheimnisvollen Zeitkrankheit 672
- Wahnsinn als Methode : Clarisse 676
- Die frustrierte Ehefrau Klementine Fischel 694
- Ein gespaltener Habitus : Gerda Fischel 698
- Angepasste und Dissidentinnen 708
- Diotima, Frau mit Eigenschaften 712
- Agathe, Frau ohne Eigenschaften 737
- 3. âDie falschen zwischenmenschlichen Vereinigungen unserer Gesellschaftâ : Konstellationen und Interaktionen 768
- Ehen in der Krise 781
- Erosion der GeschlechteridentitĂ€ten : Die âTrĂ€ger des Zeit- wandelsâ Walter und Clarisse 788
- Von der physiologischen âZwangsherrschaftâ zur wissenschaftlichen EhefĂŒhrung : Diotima und Tuzzi 799
- Das schleichende Eindringen des Politischen ins Private : Leo und Klementine Fischel 809
- Unordentliche VerhÀltnisse, Geschlechterkampf 817
- Der Intellektuelle und die Kontrafaktur der âschönen Seeleâ : Ulrich und Bonadea 825
- Coitus interruptus als âLustselbstmordâ : Ulrich und Gerda 844
- Liebesversuche jenseits der Ehe 885
- Ulrichs frĂŒhes Einheitserlebnis 894
- Die verbindende Kraft des Antisemitismus : Gerda Fischel und Hans Sepp 902
- Liebe Ă la hausse, platonische âBegegnung zweier Berggipfelâ : Diotima und Arnheim 908
- Die âletzte Liebesgeschichteâ als Experiment der Androgynie : Ulrich und Agathe 928
- 3.2 Gleichgeschlechtliche Konstellationen : Moderne MĂ€nnerbeziehungen 998
- Konkurrenz um Prinzipien und Menschen 1000
- Reviermarkierungen im Kampf um eine Frau : Tuzzi gegen Arnheim, PreuĂen gegen Ăsterreich 1005
- Der Intellektuelle und der GroĂschriftsteller als Versucher : Ulrich gegen Arnheim 1014
- Ideologische Gegnerschaften, Klassenkampf 1059
- Entgegengesetzte âExponenten des Zeitgeistesâ : Hans Sepp und Feuer maul 1063
- BildungsbĂŒrger contra KleinbĂŒrger : Ulrich und Hans Sepp 1078
- BildungsbĂŒrger contra Proletarier : Ulrich und SchmeiĂer 1086
- TEIL III : ERZEUGUNGSFORMEL DES WERKS UND SELBSTOBJEKTIVIERUNG DES AUTORS
- Literaturverzeichnis 1169
- Musil-Texte 1169
- Andere Quellen 1169
- Nachschlagewerke 1176
- Allgemeine Forschungsliteratur 1176
- SekundÀrliteratur zu Musil 1193
- Register 1208