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2.3. DIEZEIT INGEORGENSGMÜND 71
Fremdererschienen.Natürlicherweisewardermitdieser einschneidendenZäsurverbunde-
neNeuanfangauch fürmeineElternkeine einfacheZeit.NachJahrenderkriegsbedingten
Trennung mußten sie als ein normales Ehepaar erst wieder zueinander finden. Und bei
der Sensibilität von Kindern hinsichtlich der familiären Stimmungen spielten all diese
Ereignisse auch fürmich eine sicherlich prägendeRolle.
Vorallemwardasdannaberauch für einen45-jährigenManneine sehr schwierigeZeit,
nach fast sechs Jahren alsOffizierwieder ins normale bürgerlicheLeben zurückzukehren,
das nach demZusammenbruch des Reiches zudem alles andere als wirklich normal war,
wiewir gleich noch sehenwerden.
2.3 Die Zeit inGeorgensgmünd
ImVorangehendenhabe ich schongeschildert, daßhäufigeBesuche inGmünd(genauer in
Georgensgmünd) beimGroßvater, Patenonkel und anderen Verwandten und Bekannten
auf der Tagesordnung standen, war dochmeineMutter eine geborene und echte Gmün-
derin.MeinGroßvater besaß ja ein relativ großes Haus, das durch Zubauten, der Heirat
zweierTöchter und imGefolge derenWegzug sowie durchdenTodderGroßmuttermehr
als ausreichendPlatz fürGästewie uns bot.
Icherinneremich,daßichbeisolchenBesuchenineinemkleinenZimmer imerstenStock
anderWestseite geschlafenhabe. ImwestlichenNachbargebäudebetriebdieFamilieHei-
den eine Dorfwirtschaft, den Bayerischen Hof, in der man damals noch das abendliche
Bier imKrug geholt hat. Zudemwar im hinteren Teil dieses Gebäudes ein Kino einge-
richtetworden.Wenn ichmich recht entsinne, konnte ich vonmeinemZimmerchen sogar
die Leinwand sehen, in jedem Fall den Ton laut und deutlich hören, insgesamt also bei
Vorführungen kostenlos fern sehen imwahrsten Sinne desWortes (auchwenndas echte
Fernsehen erst Jahre später aufgekommen ist).
Angesichts der lebensbedrohlicher werdenden Situation in Nürnberg reifte mutmaß-
lich gegen Ende des Jahres 1944 der Entschluß, bis zum Ende des Krieges ganz nach
Gmünd auszusiedeln.Wir teilten dieses Schicksal mit wohl ZehntausendenNürnbergern
(undanalognatürlichmitEinwohnernvielerandererStädte),die irgendwohin insUmland
evakuiertwurden,wiemandazu sagte.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Titel
- Reflexionen vor Reflexen
- Untertitel
- Memoiren eines Forschers
- Autor
- L. Wolfgang Bibel
- Verlag
- Cuviller Verlag Göttingen
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-SA 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 464
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427